Der gefährlich-arme Süden Mauretaniens

In unserem deutsch-niederländischen Reisegespann haben sich inzwischen die Tagesabläufe verfestigt. Man steht gegen 7 auf, da es später viel zu heiß wird, um das Camp abzubauen. Nach einem kurzen Frühstück geht es los. Mittags gibt es einen Lunch, der pünktlich um 13:00h Uhr abgehalten wird. Ab 17:00h muss eine Stelle zum nächtigen gesucht werden, da es ab 19:30h dunkel ist. Im dunkeln sollte man nicht in Afrika fahren, es gibt einfach zu vieles was sich auf der Straße bewegt. Zum Amüsement aller wird der Mittags- als auch Abend-Tisch in der vermeintlichen Wildnis regelmäßig durch eine große Ansammlung der Einheimischen erweitert. Während dies im Norden Mauretaniens zwangsläufig auf die Diskussion eines „Cadeau“ an die einheimischen hinauslief, sind die Einheimischen im Süden gänzlich von der Situation, das Menschen in ihrem Auto übernachten überfordert. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Gendarmerie mehrmals nachfragt ob man wirklich da hin reisen will.

So hat sich die lange Reise nach Kiffa gelohnt um einen sehr imposanten Chaos-Markt zu besichtigen. Von Fisch über Früchten bekommt man 900 km entfernt von der Küste nahezu alles, wenn man es schafft lange genug zu suchen. Die Armut der Bevölkerung ist allerdings im Vergleich zu den zivilisierteren Gegenden um Atar oder Nouadibhu bei weitem höher. Auch begegnen einem deutlich häufiger Abgesandte der UN oder der World-Food-Organisation.
Von Kiffa aus verfolgten wir weiter das Ziel in Richtung Süden und somit zum Grenzfluss des Senegal. Diese wenig entwickelte Gegend ist nahezu ausschließlich auf Pisten zu befahren, was eine Kalkulation der möglichen Reisezeiten erschwert. Wir wurden vorab gewarnt, dass es verboten ist manche Gegenden des Grenzgebietes zu befahren, oder zu beschwimmen (es droht Gefängnis), so befuhren wir nach drei tägiger Anreise nur die Streckenabschnitte von Kaedi bis Rosso entlang des Senegal. Muecke wurde in der Steppe mit einem hübschen Kopfschmuck ausgestattet. Die Spanne der Verwunderung der Einheimischen auf den Kopfschmuck variierte jedoch von Überraschung bis zu Gelächter. Nachdem ein Kontrollposten keinen Gefallen an Muecke’s neuer „Bull-Bar“ finden konnte haben wir sie wieder zurück lassen müssen. Das ständige suchen der Piste führte zu der ein, oder anderen Abkürzung die sich am Ende durch eine Flussdurchquerung rächte. Aber wofür hat man denn so ein Auto? (Ich wasche übrigens in dem Video grade die Hose eines Einheimischen, da ich versehentlich über diese gefahren bin – sorry)


Die Bevölkerung in diesem Grenzgebiet ist eher senegalesisch gekleidet, was sich insbesondere in einer großen Farbenpracht ausdrückt. Überhaupt stellt man erst jetzt wieder lächelnde Gesichter fest. Außerdem wurde jetzt von senegalesicher Seite des Grenzdamms aus, unser Nachtlager mit Weltmusik beschallt. In Rosso angekommen haben wir nochmal alle Tanks aufgefüllt und versucht uns der letzten Dirham zu entledigen. Der Grenze weiter folgend haben wir uns ins Vogelschutzgebiet aufgemacht, um am nächsten Tag in Diama (auf Empfehlung aller) diese zu queren. Als Hindernis können nur die kreuzenden Warzenschweine und Affen bezeichnet werden, da die Piste im trockenen ohne weiteres befahren werden kann. Die Einreise in den Senegal verlief problemlos, Stina versuchte sogar noch Sim-Karten an die handeltreibenden zurück zu verkaufen. Generell will auch hier jeder irgendwas verdienen (Mauretanien Polizei 10€, Damm Senegal 6€, Polizei Senegal 11€, Zoll Senegal 5€). Generell bleibt die „Laisez-passer“ Zoll-Regelung im Senegal unverständlich, da man sich nach !jeder! Einreise innerhalb von 48h einen Stempel ins Carnet de Passage in Dakar abholen muss. Aber dafür braucht man kein Visa :-).

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Mauritaniens Esel

Eine erneute Studie des französischen Mauretanien Reiseführers ergab, dass der Süden des Landes auch reizvolle Ecken zu bieten hat. Da wir außerdem Stina und Frank (NL movetomeet ) kennengelernt haben, die eben diesen Teil bereisen wollten, haben wir kurzerhand den Zollerlass unseres Fahrzeugs um weitere 10 Tage für Mauretanien verlängert.

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Neuerdings soll es sogar eine !Straße! von Atar in Richtung Tidjika geben, die jedoch leider noch nicht vollständig fertig ist. Es hat uns doch noch gelegentlich in die Dünen verschlagen, um entweder die gedachte Straße weiter zu interpolieren, oder wieder eine Düne die Straße gefressen hat. In Tidjika selber scheinen wir die einzigen Touristen seit langem gewesen zu sein. Die Armut der Menschen ist allgegenwärtig, sodass es wenig Verständnis gibt, dass auch wir auf deren Markt einkaufen müssen. Erschreckend ist auch, dass überall Abfall (sehr viel Plastik-müll) herumliegt und die Tiere insbesondere die Ziegen, Esel und Kühe die frei umherlaufen diesen essen.


Im Süden Mauretaniens erschienen uns eine seltene Art der Wüstenkrokodile als Attraktion. Das Wort Attraktion ist in diesem Zusammenhang vllt. etwas zu hoch gegriffen, da es suggeriert, dass irgendjemand der Einheimischen diese Attraktion kennen sollte. Es scheint mehrere Orte am Rande der Sandwüste zu geben in denen diese Art entweder in Wassertümpeln oder eingeschlossenen Lehm-höhlen lebt. Wir dachten wir hätten ganz Gute Zielkoordinaten und haben uns auf Routen-suche in einem idyllischem Bachlauf nahe Moudjeria begeben. Begegnet sind uns insbesondere verschiedene Vogel, Papagei-Arten sowie kleine Echse. Am vermeintlichen Ziel waren hingegen nur eine neugierige Kinderschar die uns umkreiste und Ziegen. Nach einer Übernachtung im Wald und Diskussionen mit dem einzig französischsprachigen Einheimischen machten wir uns am nächsten Tag in ein neues Dorf auf, indem wir schließlich mittels Photos vermitteln konnten, dass wir auf der Suche nach den Krokodilen waren. Schließlich fanden sich zwei Kids, die uns auf einer abenteuerlichen Offroadpiste zu den Krokodilen führten. Nach einer halbstündigen Wanderung konnten wir sie endlich sehen. Aus ca. 50 m Entfernung erblickten wir in einem teil-gefluteten Tal selbige tatenlos an der Oberfläche schwimmen. Sie schienen in der Hitze insbesondere durch Nichtstun überleben zu können. Dieser kleine Ausflug fand bei einer Außentemperatur von 45°C statt was das rauf und runterklettern der großen Steine zu den Krokodilen auf jedenfall erschwerte.

Als wir zurückkamen war es in Mücke so warm, dass das Thermostat ausgestiegen ist und das tut es ab 54°C deswegen können wir nicht mehr genau sagen wie warm es im Auto werden kann :-).
Nach diesem Abenteuer mussten wir die Piste wieder zurückfinden, was sich als etwas schwierig herausstellte, da wir oft Schaufeln mussten. Auf dem Weg in das nächste Ziel Kiffa, vielen die vielen in allen Verwesungszuständen toten Rinder am Straßenrand auf, die vermutlich den un-bremsbaren alten Rundhauber zum Opfer gefallen sind. Diese bewegen sich deutlich jenseits der 40 t auf Blattfedern um die Versorgung des Landes zu sichern. Eigentlich ist die maximale Ladehöhe der Auflieger durch die örtlichen Überlandleitungen limitiert, doch an kniffeligen stellen steht Personal bereit um über die Ladung zu laufen und die Leitungen hoch zu halten.

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A l’Adrar

Die Westsahara bietet auf ca. 1000 km eine Steinwüste zur Linken und zur Rechten eine Steilküste. In der Mitte kann man zur Abwechslung der Tanknadel beim Fallen zuschauen. Gelegentlich wird dieses Bild von einem Bagger auf der Straße unterbrochen, der bemüht ist die Düne von der Straße zu schaufeln (Traumjob). Der Grenzübergang Marokko Mauretanien verlief problemlos, wenngleich in dem 4 km herrenlosen Landstrich zwischen Marokko und Mauretanien von „Guides“ ein ziemlicher Stress wegen Minen verbreitet wird. Unseren Informationen nach kann man dieses Gebiet zwischen den beiden Grenzen jedoch bedenkenlos passieren. An der Mauretanischen Grenze wurden wir über die neuerliche Währungsreform informiert, wodurch 2000 Oyinga anscheinend nur noch 200 Oyinga wert sind, es neue Geldscheine gibt, manche von den alten aber noch gelten, diese aber nur 1/10tel wert sind – klar.


In Nouadibhu wurden wir durch einen Sandsturm begrüßt der die einzige Straße erheblich versandete. Wir machten uns auf den Weg einen Einstieg in die Piste von Nouadibhu nach Choem entlang der schwersten Eisenerz Eisenbahn-Verbindung der Welt zu finden. Der Zug kann bis zu 4 km lang werden. Entlang der Strecke kann man parallel auf einer Sand/Stein/Dünenpiste fahren. Durch den Wind waren leider jegliche vorherige Spuren verweht und wir mussten selber den Weg durch die Dünen finden. Außerdem scheinen neben uns, nur eine handvoll Einheimischer die Strecke im letzten Monat genutzt zu haben. Verwunderlich waren dann dennoch die zahlreichen Polizei-/Militärkontrollen in verlassenen Geisterdörfern. Bei Ben-Amira gibt es einen 550 m hohen Monolithen zu bestaunen der unsere Sandsturmaussicht kurzzeitig etwas dunkler färbte, aber keinerlei Aufstiegslust in uns auslöste. Tatsächlich konnten wir unterwegs noch einen Anhalter mitnehmen, der wohl noch einige Tage im Nirgendwo verbracht hätte.

Nach einem Ruhetag in Atar machten wir uns auf den Weg die Gegend zu erkunden. Ein französischer Reiseführer hatte uns eine Route nach Chinguetti und Ouadane empfohlen. Leider stellten sich jedoch 3 GPS Punkte für 100 km Route ohne Piste als zu wenig heraus. Bestraft wurde die schlechte Vorbereitung durch heftige Geröll und Gesteinsfahrten die durch gelegentliche Dünen und Weichsandfelder aufgelockert wurden.


Die nächsten Tage folgten wir der heftigen Wellblechpiste nach Ouadane und herein ins „Auge der Sahara“ (Wer sich fragt warum dass Auge heißt Route). Die Route in einem Flusslauf konnten wir nur durch schaufeln und die Untersetzung bezwingen. Es folgten malerische Schlafplätze. Gelegentlich wurde die Ruhe durch ein erscheinen von handeltreibenden Künstlerinnen, samt Familie unterbrochen. Diese breiten dann mitten in der Wüste ihr Schmuck und Stein-Portfolio auf Decken aus und lassen in der Regel nur durch einen Verkauf ihrer Artikel von Ihrem neuen Standort ab. Es hat sich als erfolgreich erwiesen, die Kinder der Künstlerinnen mit Spaghetti zu versorgen – dann scheinen auch die Künstlerinnen milder gestimmt und lassen schon nach 2 h von einem ab.


Auf dem Rückweg stellten wir zunehmend weniger Bremswirkung (noch weniger als sonst) fest. Die Beläge vorne links hatten sich verabschiedet. Beim Aufbocken stellte sich heraus, dass sich das linke Radlager wohl gelöst hatte. Vor uns lagen jedoch noch 160 km Wellblechpiste und eine 700 Höhenmeter Abfahrt. Da uns die letzten Tage auf der Piste niemand begegnet war, wir keinen Empfang hatten und entsprechend nicht an ein abschleppen gedacht werden konnte, wechselten wir die Beläge und führten den nächsten Tag in Atar bei bab-sahara einen größeren Service an Mücke durch (Radlager, Lenkungs-manschetten, Öle, Fett) gefolgt von einem Ruhetag für uns.

Agadir

Nach unseren Wüstenaufenthalten sehnten wir uns primär nach einer Dusche. Auf einem Zwischenstopp nach Agadir haben wir sie gefunden. Neben Ihr muss wohl auch irgendwo eine Schraube gelegen haben, die prompt ihren Weg in unseren Hinterreifen fand. Nach ersten Versuchen das Problem mithilfe eines Reifenreperatursets zu lösen haben wir es dann „professionell“ vulkanisieren lassen :-).

P1060456Nördlich von Agadir haben wir eine wunderschöne Unterkunft inmitten steinalter Olivenbäume gefunden. Hier wurde die aktuelle Wasserknappheit in Marokko deutlich, da die Bäume per LKW bewässert werden mussten.
Anschließend versuchten wir Entspannung an der Küste zu finden. Die ausgewiesenen Stellplätze waren uns jedoch deutlich zu überbevölkert und die Küste brachte doch einiges an Wind mit sich.

Wir veränderten also unsere Pläne und bewegten uns weiter gen Süden in Richtung der Westsahara. Auf der Höhe von TamTam konnten wir natürlich dieses bekannte Offroadgebiet nicht auslassen und kehrten erneut als einzige Overlander in einem 4×4 Hotspot ein. Die Nacht hielt für uns insgesamt 12 Mückenstiche jedoch auch mindestens 12 tote Mücken bereit – gleichstand – aber wenig Schlaf.

Weiter südlich in der beginnenden Westsahara fanden wir ein sehr einsames Camp (ca. 30 km von der Küste) dass sich durch unterirdische Salzwasser-Speisung in einer Art Savanne ergoß. Natürlich begegneten uns in diesem Nirgendwo zwei Wanderer aus Eupen, da der Besitzer des Camps anscheinend aus Lüttich stammt.
Die nächsten beiden Tage standen wieder unter dem Motto „all-u-can-drive“ um die Westsahara zu passieren.

Sandkasten

Der Weg gen Osten führt vorbei an riesigen Objekten die irgendwo im Nirgendwo in die Wüste platziert wurden. Wer Interesse hat kann sich ja mal die Route Daten bei 31.61172N -4.52852E ansehen und die Frage Stellen „Warum ist da das Sternbild Orion in der Wüste?“ (Orion)
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Nachdem wir einige Dünen und unzählige Kilometer Rüttelpiste gefolgt sind, konnten wir endlich so richtig im Sand (Erg Chebbi) spielen. Ganz ohne Förmchen gelingt es uns Formen in den Sand zu rutschen. Natürlich waren wir (daniel) etwas übermütig und musste entsprechend schaufeln. Der Aufwand wurde durch einen sehr einsamen Stellplatz an der Ostseite der Sanddüne belohnt.

Nach einem kurzen Besuch in Merzouga machten wir uns auf den Weg über Ramlia, Tafraoute entlang einer einsamen Schotter Piste in Richtung Zagora. Am ersten Tag begegneten uns noch zwei entgegenkommende Reisende, während wir den zweiten Tag alleine verbrachten. Belohnt wurden wir mit den idyllischste und ruhigsten Stellplätzen die man sich vorstellen kann. Nachts gesellte sich eine Dromedar-Herde zu uns.


Wenn wir den vorherigen Reisenden richtig zugehört hätten, hätten wir bestimmt auch einen einfacheren Weg gewählt – so mussten wir doch durch viele ausgetrocknete Flussläufe und Sanddünen – aber wofür hat man denn sonst so ein Auto?

Marrakesch

Marrakesch ist ein muss bei jeder Marokko Reise. Auch wir sind dem Charme der engen Gassen und teils prunkvollen Gebäude verfallen. Wir haben uns eine exklusive Führung zu den Gerberbecken gegönnt und sind anschließend zu exklusiven Preisen Leder kaufen gewesen. Um uns von diesem Gestank zu erholen bietet sich eine Tasse Kaffee im Grand Cafe am Grande Place an. Zu Abendstunden nimmt der Trubel dort jedoch schnell Überhand. Man muss aufpassen nicht versehentlich ein zweites Mal essen zu gehen, oder auf eine Schlange zu treten.

Anschließend stand endlich die Überquerung des hohen Atlas an. Zusammen mit unserem untermotorisierten Fahrzeug machten sich noch zahlreiche andere überladene Transportvehicle auf den Weg.

Das erste Ziel war ein Pass auf 1800m der anschließend über einen alten Berberpfad durch alte Dörfer (Telouet, Tamedakhte) auf die Südseite des Atlas führt.

Entlang ewiger Steinwüste führte uns der Weg weiter in Richtung der Todra Schlucht. Folgt man der Schlucht wieder Richtung Norden gibt es einen Track der die Verbindung zur Dades Schlucht herstellt. Da die Strecke Eisfrei war konnten wir sie befahren und erlebten eine gleichzeitig sehr karge dennoch beeindruckende Landschaften in einem Kletterparadies.


Zurück in der Todra Schlucht ließen wir uns in der wohl schönsten Auberge (Riad Todra) direkt oberhalb eines Palmengartens nieder. Wir trafen uns mit Mike (buschtaxiontour) der grade von Gambia kommt und uns zahlreiche Tipps mit auf den Weg geben konnte (danke nochmals).