Unser deutsch-niederländischer Reisetrupp hat sich inzwischen wieder aufgelöst, da Stina und Frank das alljährliche Jazz-Festival in St. Louis besuchen wollten. So suchten wir nach den hektischen Tagen in Dakar wieder Solo Ruhe an der Küste. Ziel sollte die „petite Cote“ sein, an die wir uns von Norden über das Fischerdorf Popenguine annäherten. Im gleichnamigen Naturschutzgebiet versuchten wir einen schönen Stellplatz für die Nacht zu finden. Jede Menge Krabbenlöcher und Schakale veranlassten uns jedoch ins weiter südliche La Somone weiter zu fahren. Leider bedeutete dass einen riesigen Umweg, um wieder zurück auf die Straße zu kommen, doch im Mangroven Sand fanden wir schließlich Reifenspuren die einen vermeintlichen Track genau in die Richtung von La Somone prophezeiten.
Die vergangenen Wochen haben uns im Reifenspuren lesen geschult, so können nämlich vermeintliche Reifenspuren im Sand auch gerne von den hiesigen Eselskarren stammen. Selbige Spuren zeichnen sich jedoch durch gelegentliche Schlangenlinien aus, wie ein Auto sie auch unter Extrembedingungen nicht produzieren könnte. Gelegentliche Absonderungen des Esels oder Pferdes sind schlussendlich ausschlaggebende Indikatoren. Ebenso besteht überall die Möglichkeit, das Quads Reifenspuren hinterlassen, jedoch mit einem deutlich geringeren Spur-abstand. Um sicher zu gehen, dass die Spur direkt durch die Mangroven auch unser schweres Gefährt standhält sind wir die Strecke natürlich abgegangen, leider nicht ganz und leider nicht mit einem prüfenden Stock in der Hand…
So kam es, dass wir natürlich hinter der abgegangen Stelle prompt feststeckten. Trotz abgelassener Luft und Untersetzung mit Sperren war aus diesem Loch nicht rauszukommen. Interessanterweise hatte der Schlamm eine so schöne Konsistenz, dass unser schönes Mud-Profil quasi schon von Beginn an zu war. Selbst mit Sand-blechen war da nichts zu machen, obwohl die Achsen und Differenziale frei lagen. Eine genauere Bodenanalyse ergab, dass unter der vermeintlich festen Sandoberfläche von ca. 10 cm eine Lehm-sperrschicht lag, worunter quasi Wasser war. Wir hatten inzwischen späten Nachmittag und vermuteten zu Recht dass die steigende Flut unsere Situation nicht verbessern würde. Jegliche Versuche die vereinzelt vorbeifahrenden Touristen in ihren Miet-geländewagen zum halten zu bewegen sind leider gescheitert. Nur zwei einheimische Pool-Boys auf ihrem Motorrad boten uns wohlwollend Hilfe an. Kurze zeit später kam ein Einheimischer mit seinem LKW vorbei. Er war leider der Meinung, dass er mit dem Zugfahrzeug alleine bis in die Nähe unseres Abschleppseils käme, und steckte prompt auch fest.
Inzwischen gesellte sich eine illustre Runde von europäischen Polaris Fahrern (so etwas wie ein Strand-buggy) zu uns, die leider zu leicht waren um uns über die Seilwinde nach hinten heraus zu ziehen. Der zugehörige Mechaniker versuchte anschließend endlich ein 4×4 zu uns zu bekommen während wir in der Zwischenzeit durch den Highlift und viele Steine Mücke vor dem versinken schützten. Durch die Polaris konnten wir genug Steine zur „Unfallstelle“ bringen um schlussendlich sowohl eine Auflage für den Wagenheber als auch für die Reifen zu verlegen. Nach ca. 5 h schaufeln und heben konnten wir Mücke schließlich durch einen Buggy und ein Dynamik-seil bergen. Eine Stunde später konnten wir aus sicherer Entfernung beobachten dass sich dort wo Mücke versunken war ca 50 cm hoch Wasser stand.
Jetzt galt es nur noch das Zugfahrzeug aus seinem Loch zu bekommen. Selbiges hatte natürlich auf keinem Reifen Profil und auf den hinteren Achsen kein Gewicht. Der Versuch das Mücke das Zugfahrzeug aus dem Loch gezogen bekommt, kann als ambitioniert bezeichnet werden, unter den Umständen der eintretenden Flut war es jedoch die einzige. Nachdem wir bis spät in die Nacht versucht hatten die Vorderachse des MAN über Wagenheber anzuheben und die Reifen mit Sand-blechen zu unterlegen verschoben wir dies schließlich auf den nächsten Tag. Derweil hatte Djibril (der LKW Fahrer) uns zu sich nach Hause eingeladen, um zu Übernachten und natürlich seiner Frau Jane (Engländerin) die Situation zu erklären :-).
Am nächsten Tag schaufelten wir weiter mit Unterstützung der Kinder und Neffen Djibrils und Mücke konnte ordentlich Steine transportieren. Am frühen Nachmittag kam endlich ein LKW mit einem frisch aufgezogenen Winden-seil zur Hilfe. Letztendlich hat die Abkürzung viel Arbeit, eine verlorene Sonnenbrille, verlorenen Schuhe, viel Kupplungsbelag und Geld gekostet. Dafür konnten wir die herzliche Gastfreundschaft von Jane und Djibril mit einem richtigen Zimmer und Dusche genießen. Dafür noch mal lieben Dank an die beiden 😉
Hallo ihr beiden,
na die Abenteuer gehen euch so schnell wohl nicht aus…
Zum Glück ist das für Mücke noch mal gut gegangen, kaum auszudenken wenn da auch noch die Flut gekommen wäre!
Bin schon sehr gespannt wie es bei euch weitergeht.
Schöne Grüße
Mike
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Das klingt ja nach einem Fulltime Job 😉 Ihr habt also unter anderem die Sandbleche verbogen und einen MAN versenkt, ja? Nur gut, dass die Abenteuer immer gut enden. ´Viel Spaß weiterhin.
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Das ist auf jeden Fall ein Fulltime Job. Wir haben inzwischen noch mehr Sandbleche gekauft. Dann sind wir zwar noch schwerer (hier gibt es nur Stahl Sandbleche) dafür kommen wir leichter raus. Es ist schließlich bald Regenzeit.
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