Nach der Besichtigung der Wasserfälle viel uns ein Grenzposten in Segou auf. Wir waren sehr nah an der Grenze zu Guinea. Wir erkundigten uns bei dem Beamten vor Ort, ob wir über diese Grenze nach Guinea einreisen könnten (natürlich inzwischen fließend Französisch). Er erklärte das wäre kein Problem (Pässe stempeln, Carnet de Passage stempeln), nur die Strecke sei etwas schwierig mit einem 4×4 jedoch machbar. Wir beschlossen die Strecke von 1,5 km vorher zu Fuß abzugehen und dann am nächsten Morgen die Strecke mit Mücke zu wagen. Anschließend suchten wir uns ein Dorf vorher ein Campement. Am nächsten Tag ging es also morgens wieder zu der Polizeistation. Ein anderer Polizist war nun vor Ort und teilte uns nun mit dass wir das Carnet de Passage in der letzten großenm Stadt abstempeln lassen müssten. Naja immer noch besser als die gesamte Strecke zurück in die Casamance zu fahren, nur um nach Guinea einzureisen. Gesagt getan, wieder zurück nach Kedougou fahren, Carnet abstempeln, was zu unserer großen Überraschung gar kein Problem war und wieder zurück zur Polizeistation nach Segou. Auch hier gilt: „Die wichtigsten Offiziellen Beamten sind zielsicher an dem sportlichsten Outfit zu erkennen“.
Dann stempelte uns der Polizist aus und danach ging es los. Die Strecke stellte sich als sehr anspruchsvoll heraus. Ich (Jennifer) bin nach 10 Minuten ausgestiegen und zu Fuß gegangen weil ich die Schieflage zur Beifahrerseite nicht mehr aushalten konnte. Daniel fuhr dann tapfer im ersten Gang mit Untersetzung die steinige Strecke bergauf. Oben angekommen normalisierte sich die Steinpiste wieder in eine Staubpiste und ich stieg wieder in Mücke ein, der das alles ohne Schaden überstanden hatte. Man sollte in diesem Niemandsland vermutlich keine Kinder mit Gepäck ohne Pässe mitnehmen, was wir auch versuchen werden in Zukunft zu unterlassen.
In Gadalougue (Grenzposten Guinea) angekommen, war der Beamte sehr erstaunt. Zum einen, dass es überhaupt Fremde hierher schaffen, und diese dann auch noch ein Visa haben. Die Grenzmodalitäten bei der Polizei konnten schnell erledigt werden. Der Zollbeamte hingegen musste erst aufhören mit seinem Affen an der Leine zu spielen um unser Carnet zu stempeln.
Er hat uns dann auch noch eine „Abkürzung“ nach Mali (Stadt in Guinea) empfohlen. Diese sollte sich später als die Eigentliche Herausforderung des Abenteuers herausstellen. Die ersten drei Stunden fuhren wir schön bergab und dachten noch, dass der anschließende Höhenanstieg von 1250 m bei 14 km Distanz (15%) ja unmöglich auf einer Schotterpiste bewerkstelligt werden könne.
Abdel-Karim, der uns freundlicherweise sein schon abgebranntes Feld zum nächtigen bereitstellte meinte auch wir bräuchten höchstens vier Stunden dafür aber besser erst am nächsten Morgen. Morgens wurden wir dann informiert, dass irgendwo im Berg wohl noch ein anderes Auto feststeckt. Die Meinungen ob man daran vorbei kommt, oder nicht gingen jedoch auseinander. Doch Abdel-Karim und sein Erntehelfer würden uns zu Fuß begleiten… Spätestens da hätte uns einleuchten sollen, dass da etwas nicht stimmt.
Mücke war kaum warmgelaufen, da konnten wir schon den Highlift auspacken um unser hinteres Differenzial von einem Felsen herunter zu heben. Jetzt waren wir wenigstens auch warm. Nach einer weiteren Stunde in Untersetzung (mit der hinteren Sperre) bergauf entdeckten wir dann einen alten Toyota J6 der genau zwischen einer Felswand und einem Baum im Weg stand. Wie da etwas anderes als ein Esel dran vorbei kommen sollte war uns schleierhaft. Der vermutliche Grund seines unfreiwilligen Parkens war wohl ein Getriebeschaden, zumindest lag der Deckel der Schaltgruppe auf dem Beifahrersitz. Wir brauchten eine Stunde um den J6 durch hochheben mit Highlift, gefolgt von einem gezielten umwerfen des Hebers so zur Seite zu bekommen, dass wir weiter konnten (Die vom Highlift zerbrochene Front wird er mir wohl hoffentlich verzeihen). Eine weitere Stunde später hatten wir uns immerhin schon 1,5 km Luftlinie von unserem Schlafplatz entfernt, konnten diesen aber noch sehen.
Abdel-Karim hatten wir inzwischen mitsamt seiner Machete und des Gewehres eingeladen um ihn die unglaubliche Rüttel- und Schüttelei erleben zu lassen (Wir haben uns auch vorgenommen, keine Anhalter mit Gewehr mehr mitzunehmen). So kann er wenigstens den nächsten Reisenden, die sich in seinem Vorgarten verirren, erzählen, dass die Strecke nicht fahrbar ist. Auf diesem Trail hatten wir sehr oft viel weniger als eine handbreit Luft unterm Differenzial und er ist wohl eher für Offroader der Kategorie „technisches Fahren“ als für Overlander gemacht.
Belohnt wurden wir von der Gastfreundlichkeit des „Head of Tourism“ in Mali, wo wir uns als 4. Deutsche überhaupt in sein Gästebuch eintragen konnten. Ein abendlich vielversprechender Stellplatz entwickelte sich allerdings Nachts zum Unruheherd. Es bildeten sich thermischen Winde die vom heißen Tal hoch ins Gebirge schossen um die 20° Temperaturdifferenz auszugleichen. Selbige vergrößerten außerdem zunehmend die gelegten Rode-Feuer die über die Nacht immer näher an unser Camp heranwanderten. Wir haben lieber draußen Wache gehalten als zu schlafen. Die überragende Aussicht auf den Mont Loura wird uns hoffentlich länger in Erinnerung bleiben.