Viel Arbeit an der Küste

 

Von der Ashanti Region drängt es uns wieder zurück an die Küste. Diesmal finden wir einen Unterschlupf direkt an der Steilküste im Biriba Beach Hotel. Claudia, die deutsche Eigentümerin, bietet hier sogar Kassler mit Sauerkraut im Restaurant an. Nun fällt uns das erste mal der glitzernde Sand auf. Es ist hier so viel Gold im Boden, dass es Nachts nur so funkelt.

Vor zwei Wochen starteten bei Elmina unsere Bemühungen uns in einer Schulbau Kooperation zwischen der Less Privileged Ghana Foundation (LPGF) und der Aba-Don Jugendhilfe Foundation einbringen zu wollen. Vor unserer Reise haben wir uns mit Erich, dem Initiator von Aba-Don aus Monschau getroffen und uns über das Projekt informiert (Website der Foundation). Im Hinterland von Elmina besichtigten wir eine primary-junior high-school mit ca. 400 Schülern. Die Schule ist recht abgelegen, was selbst uns eine Anfahrt erschwerte. Der Zustand der jetzigen Schule ist tatsächlich als problematisch zu beschreiben. Die LPGF hat zwar vor einigen Jahren ein Dach errichtet, allerdings haben die darunterliegenden Räume entweder keinen Boden oder einen sehr löchrigen Boden. Die Abtrennung der Klassenzimmer geschieht über Konstrukte aus Holztafeln und Brettern. Ebenso existieren keine Außenwände. Es scheint praktisch unmöglich eine Klasse zu unterrichten, während in der anderen jemand anders redet. Jetzt, während der Regenzeit, sind manche Klassen unbenutzbar. Die Schulkantine bestand aus einer Feuerstelle mit einem großen Topf, was uns allerdings durch die bisherigen Erfahrungen nicht weiter verwunderte. Am erschreckendsten erschien uns allerdings der Zustand, dass es keine Wasserversorgung und keine Sanitäranlagen gab. Sehr verwunderlich, da neben der Schule ein neu erbautes Sanitärgebäude mit Toiletten und Waschbecken steht. Es wurde vor der letzten Wahl von der letzten Regierung errichtet aber nie angeschlossen. 😕 In diesen Gegenden bricht regelmäßig zur Regenzeit wieder die Cholera aus, es gibt Sanitäranlagen aber der Anschluss liegt 100m entfernt. Das ist Afrika. Die nächsten Tage hatten wir uns bemüht, einen Anschluss an dieses Gebäude zu bekommen. Hierfür haben wir es immerhin geschafft entsprechend offizielle Klempner zur Schule zu bringen, sodass diese einen Plan und eine Kostenabschätzung erstellen konnten. Es wurde viel geredet und wir hoffen dass sich unsere Bemühungen des offiziellen Weges bald in einem Anschluss auswirken. Zum Dank wurden wir von Denis‘ Mutter schön grell eingekleidet – herzlichen Dank dafür. Mit dieser Kleidung und unseren neuen Namen (Koofi und Ama) können wir vollends als Residents durchgehen.

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Leider fehlte uns zunehmend die Zeit in Ghana um die Resultate unserer Bemühungen abzuwarten. Unser Visa lief bald aus und wir hatten noch kein neues. Außerdem muckte Mücke ein wenig rum. Irgendwo haben wir wohl mal aufgesetzt und unser schöner Zusatztank hat einen Riss. Die erste Reparatur mit Seife eines lokalen „Experten“ funktionierte erstaunlich gut, bis dass im Tank ein Unterdruck entstand. Außerdem löst sich langsam rundum unser Endrohr vom Endschalldämpfer… Nach vielen Diskussionen haben wir endlich einen Tipp zu einem Gas-Welder bekommen. Den Auspuff konnte er ganz gut schweißen, für den Tank brauchte er mehrere Anläufe. Nachdem dies augenscheinlich behoben war enteckte ich, dass einer der 6 Bolzen meiner hinteren Steckachse abgeschert war. Beim Versuch die anderen nachzuziehen hatte ich einen weiteren in der Hand – nun ja dieses Problem ist dann wohl eher etwas für einen „Experten“ da wir wussten, dass uns zum Nachziehen des hinteren Radlagers der passende Schlüssel fehlte. Toyota Ghana hat zum Glück eine Zweigstelle in Cape Coast, zumindest wurde uns das suggeriert. Dort angekommen handelte es sich wohl eher um eine Ausbildungswerkstatt die einen eingeschränkten Service machen kann. Da ich ihnen alles Werkzeug stellen konnte, konnten die „Mechaniker“ anfangen zu arbeiten. Mehrmaliges nachfragen nach diesem speziellen Schlüssel führten zu der wehementen Antwort, dass wäre kein Problem. Nach unzähligen Diskussionen, und wenigen Stunden waren wir an der Stelle angekommen besagtes Lager nachzuziehen. Die Spannung stieg ins unermessliche. Taucht hier wirklich noch aus dem nichts ein Spezialschlüssel auf? Er tat es nicht! Der Werkstattmeister war der Meinung er könne 60 Nm mit zwei gespreizten Fingern erzielen. Da hatte mein Kopf mehr Vorspannung. Schlussendlich haben wir uns den Schweißer geschnappt und eine passende Nuss gebaut, um das Provisorium zu vollenden. Am nächsten morgen merkten wir, dass wir uns bei einem der „Experten“ endlich nochmal eine Schraube in den hinteren Reifen gefahren haben (No 4), um auch ja nicht aus der Reifenwechselübung zu kommen.

Auf dem Weg nach Accra löste sich das Lager natürlich wieder. Ebenso war der Auspuff jetzt an einer anderen Stelle gebrochen. Beides hinderte uns allerdings nicht daran durch unseren bisher schlimmsten Stau zu kommen. Wir campierten bei einem Italiener vor Accra (kokrobite garden) der einen Nachbau unseres Dachzeltes als Baumhaus hatte. Die beste (und teuerste) Pizza hatte er selbstredend.

Unsere Versuche in Accra ein Togo Visum zu bekommen sind leider an der extrem unfreundlichen Bearbeiterin gescheitert. Hinzu kam noch unser Unwille das geforderte Bestechungsgeld zu zahlen. Unser Frust hielt allerdings nur bis zur Burkina Faso Botschaft an, in der wir sehr zuvorkommend und freundlich direkt unser Visum bekommen haben. Am nächsten Tag wurde Mücke teil einer Fotosession am Industriestrand von Tema (goddeblessmediaconsult), fragt uns nicht warum – auf einmal waren 3 gut gekleidte junge Männer da und fragten ob sie Fotos mit unserem Auto machen könnten. Wir parkten hier um den Feiertag un, das Ende des Ramadan zu überbrücken, bevor wir am nächsten Tag bei Toyota Tema eine ordentliche Reparatur (mit neuen Teilen) an der Hinterachse durchführen konnten.

5 Gedanken zu “Viel Arbeit an der Küste

  1. Die Sache mit dem Tank schweißen kommt mir irgendwie bekannt vor… Warum man da als gemeiner Mitteleuropäer immer seine Panik vor hat? Hauptsache es ist alles wieder heil und so wie es sein soll.

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  2. Hallo, ich bin der im Blog erwähnte Erich von http://www.aba-don-youth-foundation.org,
    ich habe Janny & Dan beim Buschtaxi Treffen in Storndorf kennen gelernt, dem heiligen Gral der 4×4 Toyota FahrerInnen.
    Leider präsentiert sich die legendäre Haltbarkeit diese Fahrzeuge bei Eurer Reise eher nicht. Das tut mir leid, die Schrauberei ist ja noch nicht einmal das Schlimme auf so einer Reise – es ist die Ungewissheit.
    Im Namen von Aba Don und Less Privileged Ghana Foundation möchte ich mich sehr herzlich bedanken, dass Ihr neben dem Auto Stress und Jennies Malaria “unserer” Berase Schule geholfen habt – und das auch noch mit einer Spende für die Wasserleitung, die wir jetzt mit Eurer Grundlage und weiteren Spenden, fertig stellen konnten.
    Ich hoffe, weiter von Euch zu lesen und wir sehen uns bei einem der nächsten BTT
    Gruß Erich, Aba Don Afrika Jugendhilfe e.V.

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