Mücke schleppt sich durch die Westsahara

Die Westsahara hat sich seit unserem letzten Besuch drastisch verändert – Das Meer ist jetzt links von uns, statt vorher rechts. Das bedeutet auch, dass der Wind jetzt von links ins Ohr des Fahrers bläst – sehr unangenehm. Unsere AC bringt da nicht viel. Die Marokkaner nehmen den Grenzübergang sehr genau und haben erstmal verschiedene Röntgentechniken an Mücke angewendet. Dabei wurde ein vermeintliches Gewehr entdeckt, welches aber schlussendlich als Steckachse identifiziert werden konnte. Warum schleppt man auch sowas mit sich rum. Da wären wir auch schon beim Thema: Mücke säuft! Sein gewöhnlicher Durst liegt bei 13l Diesel, während er sich momentan ordentlich einen über den Durst nimmt. Weit über 24l können auch nicht durch Gegenwind erklärt werden. Der Umstand ist insbesondere schlecht, da dass Tankstellennetz in der Westsahara eh nicht grade üppig ausgelegt ist. Der Grund war leider kein Anhänger lauter Souvenirs den wir einfach hätten stehen lassen können. Vielmehr war unser Verteilergetriebe knochentrocken. Alle 2t km nachschauen reicht wohl nicht! Dieser verflixte Simmerring zwischen Verteilergetriebe und Getriebe muss jetzt unbedingt in der Westsahara kaputt gehen (für interessierte: Ein Feedbackschlauch sollte eigentlich den Überdruck aus dem Verteilergetriebe mit einem Ölrücktransport kompensieren). Wir gönnen uns erstmal eine Auszeit in einem Beduinenzelt im Le Camp Bedúin um eine leichte Männergrippe von Daniel auszukurieren.

Nach zwei Tagen schleppen wir uns mit regelmäßigem um-befüllen der Getriebeöle nach Tan-Tan wo schnell der lokale Getriebespezialist ausgemacht ist. Getriebewerkstätten sind, denke ich, weltweit an den schwärzesten Werkstattböden auszumachen. Yussuf legt einen verschwindend geringen Pauschalpreis für den Aus-/Einbau des Getriebes, den Tausch der Kupplung und dem Wechsel des Simmerrings fest, was er alles an einem halben Tag schaffen will. Nun gut – arbeitende Menschen soll man nicht aufhalten. Am nächsten Morgen bauen wir zu fünft alles aus und stellen fest, dass das Abtriebsrad im Verteilergetriebe quasi nicht mehr vorhanden ist. Ist das noch ein Service oder schon ein Getriebeschaden?

Die Getriebewelle weißt ebenfalls entsprechend wenig Verzahnung auf. Wir ziehen einige andere Experten zu Rate doch stellen leider fest, diese Welle gibt es nirgendwo in Marokko neu. Eine gebrauchte einbauen macht bei dem Aufwand keinen Sinn, daher improvisieren wir etwas und verändern ein wenig die Angriffsfläche der Welle indem wir zwei Abtriebsräder miteinander verschweißen (Stichwort verstärktes Abtriebrad R155F). Natürlich wird das verschweißen von Getriebe Zahnrädern unbekannter Metallurgie Fachmännich durchgeführt bevor der neu gebildete Verbund nachgehärtet werden kann… 🙂


Nachdem wir einige Tage später einen österreichichen Getriebespezialisten von Magna kennen gelernt, und verschiedene Lösungen im Internet recherchiert haben – muss ich sagen dass wir die beste aller gewählt haben.
Am Ende geht es Mücke gut und Lastwechsel fühlen sich viel besser an. Wir genießen den Abend mit einer Dromeda Tajine in der Ksar Tafnidilt bevor wir am nächsten Morgen zu einer neuen Offroad Erprobungsstrecke aufbrechen.

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Mauretania en coré une fois

Wir entern Mauretanien noch weiter östlich als wir bisher schon waren. Direkt mit dem Grenzübergang Richtung Ayoûn el-Atroûs verändert sich die Landschaft zur Wüste. Auch die Temperaturen steigen. In weiser Voraussicht führen wir daher seit längerem eine Air Condition (AC) mit uns. So werden 45°C auf einmal erträglich und wir sind wieder motiviert einen Ausflug in den Sand zu starten. Ziel ist diesmal eine Piste zu einem weiteren Vorkommnis von Wüstenkrokodilen. Westlich von Kiffa existieren bei Matrauschka 6-7 Krokodile. Den letzten Kilometer mussten wir erwandern, dafür konnten wir uns bis auf wenige Meter herantasten. Wir hätten auch ein Bad nehmen können aber soviel Mut hatten wir dann doch nicht.

Wir genießen erneut die nächtliche Stille in der Wüste und schaffen tagsüber riesige Etappen durch Mauretanien. Es ist zu warm um sich erneut etwas anzusehen daher ist unser Ziel nur die Westsahara.
Wieso funktioniert eigentlich seit 1000 km kein Bankautomat? Obwohl wir unsere Ausgaben auf null runter gefahren haben müssen wir dennoch irgendwann tanken (180l Tank reicht nicht!). Es gibt keine Alternative mehr – wir müssen unsere Euro Reserven gegen Ougulya eintauschen und das auch noch zu einem seeehr schlechten Kurs. So schaffen wir es wenigstens weiter bis Nouakchott. Doch auch hier funktioniert zuerst das Internet nicht, was bedeutet, dass kein Bankautomat unsere Visa Karte akzeptiert. Bei einer Bank muss aber doch wenigstens der Euro Wechselkurs erträglich sein also versuche ich dort zu wechseln. Lustigerweise findet der Geldwechsel nicht am Schalter, sondern im Tresorraum statt. Dort saßen grade Dagobert und seine Enkel mit deckenhohen Geldbündeln. Das in Afrika keine Privatsphäre herrscht, haben wir ja schon festgestellt. Bankgeheimnis scheint es auch nicht zu geben. Da kommt man sich etwas blöd vor 100€ zu tauschen. Vor Nouakchott beginnen kilometerlange Straßen mit Solar-Straßenbeleuchtung. Blöd nur, dass da daumendick Sand auf den Solarzellen liegt. Ebenso begrüßen uns wieder Kopfschmerzen, Übelkeit und Fieber – Wie oft kann man eigentlich in einem Monat Malaria bekommen?

Mal à la tête à Mali

(Dies ist ein recht technischer Blogbeitrag der von uninteressierten überlesen werden kann.)
Irgendwie mussten wir jetzt wohl durch Mali durch – obwohl wir ursprünglich nicht wollten. Die Hinfahrt haben wir gezielt Wege über den Senegal und Guinee genommen, da die Sicherheitslage in Mali als angespannt bezeichnet werden kann. Für die Rückreise stellt Guinee leider keine Option mehr dar, da auf der einzigen Straße gen Norden nach heftigen Regenfällen eine Brücke eingestürzt ist. Da wir schon mal an der Stelle waren, wissen wir dass eine Umfahrung schwierig ist. Nun gibt es nicht wenige Reisende die behaupten, dass sich Mali als Transit-Land weiterhin eignet man solle nur alles nördlich der Achse Bamako-Segou meiden. Einige (wie die Botschaften) fügen hinzu, dass auch die Grenze in Sikasso, sowie die Route zwischen Bamako und Mali (N1) einer erhöhten Terrorgefahr ausgesetzt sind. Aktuell stehen leider noch Wahlen in Mali an, weswegen vermehrt abgeraten wird an Menschenmengen teilzunehmen. Wir machen uns ein eigenes Bild und wollen es in drei Tagen hindurch schaffen und dafür gönnen wir uns sogar Hotelzimmer.
Das einzige was wir in Mali nicht brauchen können wäre eine Panne. Prompt nach der Einreise macht es an der Hinterachse „pling“ und wir haben Bolzen unserer Steckachse verloren. Das alte Problem, was schon von Toyota in Tema „gelöst“ wurde ist also wieder da. Wir bauen schnell eine Werkstatt neben dem Zoll Gebäude in Sikasso auf und beginnen die Hinterachse auseinander zu nehmen. Wir haben drei Verbindungsbolzen zwischen Steckachse und Rad verloren. Sollten wir die anderen drei auch noch verlieren wandert die Steckachse vermutlich während der Fahrt raus. Also wird das ganze ordentlich verklebt. Mit einem Spanngurt an der Felge wird der Steckachse ein herauswandern ausgetrieben.

 

Mit verringerter Geschwindigkeit starten wir also unsere Trans-Mali Reise. Die ersten 50 km funktionierte dass ganz gut, dann gab es einen schönen Knall und alle drei Bolzen, die Abscherstifte und der Spanngurt hatten sich verabschiedet (Was da für Kräfte wirken!). Wir mussten uns von dem Hintterrad-Antrieb verabschieden und haben die Steckachse rausgezogen, die offene Achse abgedichtet und auf Allrad (jetzt nur Vorderrad, da offenes Differenzial hinten) umgeschaltet (Das permanent sperrende Verteilergetriebe stellt hier kein Problem dar, da das hintere Differenzial sowieso leer läuft). Die nächsten 200 km der Tagesetappe gingen ohne Probleme weiter an barackenartigen Behausungen ohne Aussicht auf Strom oder gar einen Schweißer. Abends erreichen wir pünktlich zum Fußballspiel (England-Kroatien) Bougouni von dem wir die ersten 10 Minuten sehen. Anschließend startet ein heftiges Gewitter welches die ganze Nacht anhält – Super und wir fahren nur mit Vorderradantrieb!
Am nächsten Morgen finden wir Mohamed den lokalen Schlosser der beginnt die Bolzenstummel aus der hinteren Radaufnahme zu entfernen. Dafür werden die Stummel mittels Elektrode aufgedickt, bis dass man eine x-beliege Schraube anschweißen kann. Diese wird anschließend herausgedreht. Er konnte sogar alle Gewinde nachschneiden da seine Kinderschar ihm sehr hilfsbereit jedes erdenkliche Werkzeug lieferte. Wir sind beeindruckt und zahlen zufrieden 10€. Neue Bolzen gab es hier natürlich nicht, nur Baustahl der wohl kaum die Kräfte aushält.
Wir fahren weiter mit Vorderradantrieb nach Bamako in der Hoffnung bei Toyota die Teile zu bekommen. Eine Bestellung aus Frankreich dauert 21 Tage obwohl hier jedes zweite Auto baugleich mit Mücke ist. Unglaublich!

Aber der Fillialleiter (le Blanche) lässt uns von einem Mechaniker in die „Schrauber Gegend“ chauffieren. Alleine wäre das wohl zu gefährlich? Vor Ort schafft Bah, der fliegende Teilehändler, alles was wir brauchen mit seinem Roller zu unserer Seitenstreifen-Werkstatt. Immer mehr herumstreunende Mechaniker interessieren sich für unser ungewöhnliches Problem. So stellt sich heraus, dass das Ende unserer Steckachse doch signifikant anders, als eine neue aussieht. Die neue ist Ruck-Zuck da und mit neuen Bolzen und speziellen Kegel-Ringen eingebaut.

 

Nach dem ganzen Stress quartieren wir uns nachts im Overlander Treff „Sleeping Camel“ direkt neben der deutschen Botschaft ein. Hier treffen wir ein deutsch-englisches Paar, welches sich von dem Reisestress vier Monate in Bamako erholt – Wie unterschiedlich Sichtweisen sein können. Wir holen uns viele Tipps ab und reisen am nächsten Morgen über die N1 entlang unserer frisch geänderten Route Richtung Mauretanien (statt Senegal). Unsere Reparatur scheint zu halten, wir sehen keine Gefahren entlang der Route, außer dem normalen Chaos und Schlaglöchern.

Faso in Burkina

Mit dem Grenzübergang nach Burkina Faso nehmen schlagartig wieder die Absurditäten im Transportgewerbe zu. Wir hatten uns ja schon daran gewöhnt Tiere auf-, neben oder unter anderen Gütern auf einem Pick-Up zu entdecken. Allerdings noch nicht auf den Dachgepäckträgern. Wir dachten wirklich wir hätten schon alles gesehen und dann – 6 Rinder auf dem Dach eines Toyota Hi-Ace. Die Dachgepäckträger von großen Reisebussen werden benutzt um Roller oder Motorräder aufzunehmen. Vermutlich für die letzten X-km der Insassen. Wer sich fragt wie dass alles darauf kommt, oder was passiert wenn eine Kuh mal muss kann sich das gerne anschauen kommen. Die wenigen Rinder oder Ziegen die nicht grade auf KFZ Dächern herumkutschiert werden streifen anscheinend permanent durch die recht trockene Savannenlandschaft Burkinas.


Leider zeigte Jenni wieder kurz hinter der Grenze alle Symptome einer ordentlichen Malaria (Kopfschmerzen, extreme Müdigkeit, schlagartig steigendes Fieber). Da es im Osten Burkinas nun wirklich keine Krankenhäuser gab haben wir nach einem Malaria Schnelltest eine Selbsttherapie begonnen und sind weiter Richtung der Hauptstadt Ouagadougou gefahren. Die 400 km ziehen sich mit Malaria unendlich und in Realität immer noch 1,5 Tage. Unzählige Bodenhügel die zur Reduzierung des Tempos dienen werden zur Tortur. Leider war das Fieber am Ende des zweiten Tages immer noch deutlich zu hoch und wir haben in Ouagadougou den Dienst einer Klinik in Anspruch nehmen müssen. Wir kannten ja inzwischen schon die privat Krankenhauspreise in Ghana und dachten die wären wohl ähnlich hier – von wegen. Das Preisniveau entspricht hier schlagartig dem eines deutschen Privatpatienten mit Chefarzt Behandlung. Die Ausstattung des Krankenhauses sah dabei eher wie beim Landarzt aus. Chefarzt Behandlung hatten wir hingegen – es gab ja nur einen. Nach drei Tagen haben sie uns wieder gehen lassen und wir mussten noch zwei weitere Tage als Reha an die 40 Grad und 80% Luftfeuchtigkeit dranhängen. Zum Trotz haben wir uns getraut im „Cappuccino“ zu Frühstücken, welches vergangenes Jahr Ziel eines Anschlages war. In einer Woche in Ouagadougou konnte Daniel wenigstens Visa und Ersatzteile besorgen. Außerdem alle erdenklichen Varianten des lokalen „Hühnchen mit Reis und Tomatensauce“ ausprobieren (Ich kann es nicht mehr sehen) und die wirklich wunderbare Aufgeschlossenheit der Einheimischen erleben.


Wir reisen weiter nach Bobo-Dioulasso der musikalischen Hauptstadt Burkinas und studieren auf der Fahrt die Klänge des Faso. Am meisten beeindruckt uns die Große Moschee die ein Vertreter der Bobo Bauweise aus dem 19. Jahrhundert darstellt. Die herausstehenden Stämme sind einfach zum auflegen von Dielen. So kann der Lehmputz einfacher regelmäßig erneuert werden.

Südlich von Bobo gibt es einiges in der grünen Natur zu entdecken. Wir wollen unseren Burkina Aufenthalt verkürzen und schauen uns daher nur Felsstrukturen in Karfiguéla und die sog. Sindou Peaks an. Letztere dürften dem ein oder anderen aus Westernfilmen bekannt vorkommen.

La Pendjari

Wir bereisen Benin durch die wunderbare Grenz-region um Koutammakou. Die Gegend ist inzwischen eine Unesco gelistete Sehenswürdigkeit aufgrund der traditionellen Lehmhäuser. Auch hier bildet ein Verbund der Lehmhäuser ein sog. Tata und beherbergt eine Familie. Die einfache Lebensart der Menschen beeindruckt uns genauso wie die phänomenale Landschaft. Jedoch kann man auch hier kaum Kinder in Schuluniformen entdecken. Sowohl in Togo als auch Benin sprechen die Menschen nur sehr gebrochenes Französisch. Der Zöllner in Togo konnte nicht schreiben und der Grenzbeamte in Benin war mit unserem elektronischen Visa überfordert. Kurz nach der Einreise überrascht uns wieder ein heftiges Gewitter, was die Piste schlagartig in eine Tortur verwandelt. Wir finden Unterschlupf an einer katholischen Mission, deren Nonnen von der Situation noch mehr überrascht sind als wir. Sie klettern sogar ungläubig in unser Dachzelt.

 


Am nächsten Tag füllen wir noch unsere Vorräte auf dem Markt in Djougou bevor wir eine sehr angenehme Nacht im Numi Camp im Norden verbringen. Der Eigentümer Alfred ist deutscher und hat nahezu sein ganzes Leben in der Entwicklungshilfe in Togo und Benin gearbeitet. Wir bekommen dadurch einen sehr tiefen Einblick in die vergangenen und aktuellen Projekte Deutschlands in der Region. Außerdem bietet sein Camp den optimalen Ausgangspunkt um unser eigentliches Ziel, den Pendjari Nationalpark zu besuchen.


Das erste wilde Tier haben wir schon in Form einer riesigen Schnecke bei ihm entdeckt. Die darauf folgenden Antilopen im Park lassen nicht lange auf sich warten. Der Park ist wohl einer der letzten die es Overlandern noch ermöglichen selber ohne Guide durch den Park zu fahren. Obendrauf dürfen wir auch noch im Park, zumindest an zwei Stellen, frei kampieren. Nachteilig ist natürlich, dass wir keinen Einheimischen dabei haben, der weiß wo welches Tier in dem 275.500 ha großen Gelände zu finden ist. Außerdem sind wir in der Regenzeit hier, wodurch das Grass bereits hoch steht und die Tiere sich nicht mehr regelmäßig zu ihren Wasserstellen zurück bewegen.


Dennoch dauert es nicht lange bis unser Weg von Antilopen, Wasserbüffeln und Schimpansen gekreuzt wird. Auch unzählige Vogelarten gilt es im Park zu entdecken. Wir finden schnell Adler und bunte Papageien sowie Helm-Vögel. Als Highlight wollten wir natürlich endlich Elefanten sehen – und auch dies gelang uns wenngleich in gewisser Entfernung. Jenni hat sich anschließend auf unseren Ausguck auf das Dachzelt begeben um weitere aufzustöbern.


Das kampieren im Park stellte für uns eine besondere Herausforderung dar. Zum einen waren die beiden Stellplätze kaum ausgewiesen und durch den ganzen Regen und Sumpf auch noch sehr schwer zu erreichen. Des Weiteren ist man permanent umgeben von wilden Tieren. Den ersten Abend haben wir quasi direkt neben Hippos geschlafen, die verdammt laut sein können. Bei Einbruch der Dunkelheit konnten wir noch gerade so in 50 m Entfernung einen ausgewachsenen Löwen entdecken. Unser Lagerfeuer war zwar groß, aber wir haben uns dann doch sicherheitshalber ins Auto verzogen. Danach haben wir abends immer noch größere Lagerfeuer gemacht, und glimmende Balken an die andere Seite des Autos gelegt. Es gab ja schließlich auch noch Krokodile im angrenzenden Fluss und Leoparden im Park…

Kein Pogo in Togo

Wir reisen nach Togo über einen winzig kleinen Grenzübergang (Kpedze) direkt in der Volta Region. Hier bekommt man ein 7 Tage Transitvisa für kleines Geld noch direkt an der Grenze. Danach muss man lediglich 20 km schlechte Piste überstehen. Die Landschaft in Togo ist gleich zur bergigen Seite der Volta-Region. Wir finden in der erst größeren Stadt Kpalimé ein wunderbares Restaurant Le Bon Vivant eines Belgiers. Der hier hängen gebliebene Lütticher hat sogar eine Bierkarte! Wir genehmigen uns Gulasch und Leffe und fragen uns zunehmend ob wir bei all den Annehmlichkeiten noch in Afrika sind. Abends finden wir einen Stellplatz in den Bergen vor dem Eingangstor einer Auberge. Das ganze Dorfleben findet wieder draußen um die Kohle- und Holz-Kochstellen statt. Eine menge Tiere laufen wieder frei um uns herum – wir sind also definitiv noch in Afrika. Der Sohn von Prospiere (Aubergevater und Artisan) begleitet uns am nächsten morgen bei einer Bergwanderung durch die Kloto Region. Er ist ebenfalls Künstler und erklärt uns aus welchen Pflanzen er welche Farbpigmente extrahieren kann. Diese werden am Ende mit Asche und Wasser gebunden und zum bemalen von Teppichen oder Baumwoll-fetzen verwendet. Außerdem sehen wir noch allerlei bunte Insekten und Würmer sowie blutende Bäume.

Da wir kein Interesse haben eine weitere afrikanische Großstadt (Stau) kennen zu lernen, fahren wir direkt in den Norden Togos. Bei einem Land was nur 50 km breit ist kann man eh nur in den Norden oder Süden fahren. Es gibt sogar gute Straßen und jede Menge deutsch-togolesicher Kooperationen am Straßenrand. Auf dem Weg nach Kara werden wir von sintflutartigen Regenschauern und Gewittern überrascht die uns zum wild campen unter einer Überlandleitung führen. Ein Dachzelt bietet bei Gewitter keinen so richtigen Blitzschutz auf einer freien Wiese, da sind Strommasten schon besser. Dieses Sicherheitsargument musste natürlich auch zeitnah mit dem örtlichen „Chef de brigade“, dem „Chef de la village“, und einigen weiteren Vertretern in einer nächtlichen Runde diskutiert werden. Sie waren der Meinung, dass es im Dorf viel sicherer wäre und überhaupt was wir hier machen und warum… Nach viel Palaver über Sicherheit und Fußball durften wir schließlich stehen bleiben.

Die Landschaft verändert sich zunehmends in den Norden. Der dichte Regenwald weicht dem Ackerland. Die Einheimischen tragen nun gekröpfte Harken anstatt Macheten mit sich. Einen weitern Tag schlängelten wir uns durch LKW Kolonnen (alle auf dem Weg nach Burkina-Faso) hoch. Diese sind allesamt besser lackiert als gewartet, was zu regelmäßigen ausfällen der Reifen, Bremsen, Getriebe… führt. Zunehmends machen heftige Schlaglöcher den anderen LKWs und uns zu schaffen. Wir könnten erneut Bildbände der kuriosesten LKW Pannen veröffentlichen. Den Vogel abgeschossen hat allerdings ein gebrochener Rahmen des Zugfahrzeuges während es einen anderen liegengebliebenen LKW überholen wollte. Da insbesondere die LKW Fahrer hier immer viel Geld für Reperaturen bei sich haben müssen stimmt die Lackierung „Pas d’Argent pas d’Amis“ schon sehr gut.


Wir erreichen schließlich nördlich des togolesichen Kéran Nationalparks eine wunderschöne Clifflandschaft. Wir befinden uns ca. 600 km Luftlinie entfernt von der Küste, dennoch hat sich die Bevölkerung hier zu Kolonialzeiten noch Verstecke vor dem Sklavenhandel bauen müssen. In die Felslandschaft von Nogo und Nok wurden daher Wohn-höhlen für ganze Dörfer errichtet. Sie sind nur von dem oben liegenden Felsplateau erreichbar und können von der Ebene aus nicht eingesehen werden. Der Lebensstil der jetzigen Bevölkerung ist allerdings kaum von der zu Kolonialzeiten zu unterscheiden. Eine Familie lebt in einem Lehmhaus-compound und ernährt sich von dem umliegenden Ackerland. Es gibt kaum Brunnen und nur wenige Kinder besuchen die rar gesäten Schulen.

Verlängerung

Was macht ihr eigentlich immer noch in der gleichen Ecke von Ghana? – Ja hier gibt es viel zu erleben. Von Sabine an den Wli-Wasserfällen wurden wir noch zu einem anderen Deutschen weitergeleitet. Helmut hat wohl ganz in der Nähe eine Farm und pflanzt Ananas und Papaya an. Angekommen, hat Helmut wohl eher eine riesige Farm mit eigenen Bussen welche die Angestellten zur Arbeit transportieren. Dennoch hat er Zeit und Spaß daran uns mit einem alten Toyota über seine Farm zu schippern. Die Deutschen Mitarbeiter sind natürlich alles hängengebliebene Afrika-fahrer. Wir sehen und lernen viel. Insbesondere seine ausgeklügelte Bewässerungstechnik und der Sediment-abscheider für sein Land begeistern uns.

Beim Abendbrot kommt zur Sprache, dass ich etwas von Elektrotechnik verstehe – schon hingen wir unter der Haube seines Elektro-Foresters. Nach kurzer Diskussion willigte ich ein am nächsten Morgen noch schnell ein neues Batterie-Management-System zu installieren. Aus dem Morgen wurde natürlich Abend und wieder Morgen. Aber was soll man sagen, es gab selbst gebackenes Brot und sogar einen Braten aus dem Holzofen! Bei der Brotzeit ließ sich hervorragend der Nerven-krimi Deutschland-Schweden aushalten. Zum Abschied konnten wir noch von einer Kiste Ananas und einem echten Brot profitieren.


Jetzt reichte es aber – wir hatten nur noch einen Tag Visa und mussten noch einen Bluttest machen, also schnell zum Krankenhaus und zur Grenze. Am Abend konnten wir noch einen schönen Abstieg zu einem kleinen Wasserfall machen. Der Weg führte am Mountain-Paradise hinunter durch ein traumhaft schönes Stück Urwald.

 


Aus unserem Trans-Afrika Vorhaben ist inzwischen ein West-Afrika Vorhaben geworden! Wir haben Leute getroffen die versuchen die Westroute in sehr kurzer Zeit zu fahren und welche die sich sehr viel Zeit nehmen. Unsere Zeitplanung hätte irgendwo dazwischen gelegen, allerdings lag unser Budget von beiden Extremen weit entfernt. Wir haben uns entschieden kein weiteres Geld in die anstehenden sehr teuren Visa von Nigeria, Kamerun, Gabun, Kongo, DRC, Angola zu investieren. Die zunehmend notwendigen Schmiergelder entsprechen nicht unserem Reisestil. In Summe mit den restlichen Reisekosten, käme das beinahe einer Verschiffung nach Südafrika gleich. Hauptausschlaggebend waren allerdings die steigenden Unruhen im Grenzgebiet zwischen Nigeria und Kamerun aufgrund des Sprachkonfliktes im West Kamerun. Einige NGO’s ziehen inzwischen ihr Personal vor der anstehenden Wahl im August ab. Und es wurde auch schon Touristen die Einreise nach Kamerun verweigert. Des Weiteren ist die Ebola Situation in der DRC zwar unter Kontrolle, dennoch kann einem vor Ort willkürlich die Einreise verboten werden. Von den sechs Transistländern zu unserem ursprünglichen Ziel Namibia sehen wir aktuell nur noch Gabun als sicheres entspanntes Reiseziel an. Wir haben uns daher entschlossen weiter über Togo nach Benin und anschließend durch Burkina-Faso die Rückreise anzutreten.