(Dies ist ein recht technischer Blogbeitrag der von uninteressierten überlesen werden kann.)
Irgendwie mussten wir jetzt wohl durch Mali durch – obwohl wir ursprünglich nicht wollten. Die Hinfahrt haben wir gezielt Wege über den Senegal und Guinee genommen, da die Sicherheitslage in Mali als angespannt bezeichnet werden kann. Für die Rückreise stellt Guinee leider keine Option mehr dar, da auf der einzigen Straße gen Norden nach heftigen Regenfällen eine Brücke eingestürzt ist. Da wir schon mal an der Stelle waren, wissen wir dass eine Umfahrung schwierig ist. Nun gibt es nicht wenige Reisende die behaupten, dass sich Mali als Transit-Land weiterhin eignet man solle nur alles nördlich der Achse Bamako-Segou meiden. Einige (wie die Botschaften) fügen hinzu, dass auch die Grenze in Sikasso, sowie die Route zwischen Bamako und Mali (N1) einer erhöhten Terrorgefahr ausgesetzt sind. Aktuell stehen leider noch Wahlen in Mali an, weswegen vermehrt abgeraten wird an Menschenmengen teilzunehmen. Wir machen uns ein eigenes Bild und wollen es in drei Tagen hindurch schaffen und dafür gönnen wir uns sogar Hotelzimmer.
Das einzige was wir in Mali nicht brauchen können wäre eine Panne. Prompt nach der Einreise macht es an der Hinterachse „pling“ und wir haben Bolzen unserer Steckachse verloren. Das alte Problem, was schon von Toyota in Tema „gelöst“ wurde ist also wieder da. Wir bauen schnell eine Werkstatt neben dem Zoll Gebäude in Sikasso auf und beginnen die Hinterachse auseinander zu nehmen. Wir haben drei Verbindungsbolzen zwischen Steckachse und Rad verloren. Sollten wir die anderen drei auch noch verlieren wandert die Steckachse vermutlich während der Fahrt raus. Also wird das ganze ordentlich verklebt. Mit einem Spanngurt an der Felge wird der Steckachse ein herauswandern ausgetrieben.
Mit verringerter Geschwindigkeit starten wir also unsere Trans-Mali Reise. Die ersten 50 km funktionierte dass ganz gut, dann gab es einen schönen Knall und alle drei Bolzen, die Abscherstifte und der Spanngurt hatten sich verabschiedet (Was da für Kräfte wirken!). Wir mussten uns von dem Hintterrad-Antrieb verabschieden und haben die Steckachse rausgezogen, die offene Achse abgedichtet und auf Allrad (jetzt nur Vorderrad, da offenes Differenzial hinten) umgeschaltet (Das permanent sperrende Verteilergetriebe stellt hier kein Problem dar, da das hintere Differenzial sowieso leer läuft). Die nächsten 200 km der Tagesetappe gingen ohne Probleme weiter an barackenartigen Behausungen ohne Aussicht auf Strom oder gar einen Schweißer. Abends erreichen wir pünktlich zum Fußballspiel (England-Kroatien) Bougouni von dem wir die ersten 10 Minuten sehen. Anschließend startet ein heftiges Gewitter welches die ganze Nacht anhält – Super und wir fahren nur mit Vorderradantrieb!
Am nächsten Morgen finden wir Mohamed den lokalen Schlosser der beginnt die Bolzenstummel aus der hinteren Radaufnahme zu entfernen. Dafür werden die Stummel mittels Elektrode aufgedickt, bis dass man eine x-beliege Schraube anschweißen kann. Diese wird anschließend herausgedreht. Er konnte sogar alle Gewinde nachschneiden da seine Kinderschar ihm sehr hilfsbereit jedes erdenkliche Werkzeug lieferte. Wir sind beeindruckt und zahlen zufrieden 10€. Neue Bolzen gab es hier natürlich nicht, nur Baustahl der wohl kaum die Kräfte aushält.
Wir fahren weiter mit Vorderradantrieb nach Bamako in der Hoffnung bei Toyota die Teile zu bekommen. Eine Bestellung aus Frankreich dauert 21 Tage obwohl hier jedes zweite Auto baugleich mit Mücke ist. Unglaublich!
Aber der Fillialleiter (le Blanche) lässt uns von einem Mechaniker in die „Schrauber Gegend“ chauffieren. Alleine wäre das wohl zu gefährlich? Vor Ort schafft Bah, der fliegende Teilehändler, alles was wir brauchen mit seinem Roller zu unserer Seitenstreifen-Werkstatt. Immer mehr herumstreunende Mechaniker interessieren sich für unser ungewöhnliches Problem. So stellt sich heraus, dass das Ende unserer Steckachse doch signifikant anders, als eine neue aussieht. Die neue ist Ruck-Zuck da und mit neuen Bolzen und speziellen Kegel-Ringen eingebaut.
Nach dem ganzen Stress quartieren wir uns nachts im Overlander Treff „Sleeping Camel“ direkt neben der deutschen Botschaft ein. Hier treffen wir ein deutsch-englisches Paar, welches sich von dem Reisestress vier Monate in Bamako erholt – Wie unterschiedlich Sichtweisen sein können. Wir holen uns viele Tipps ab und reisen am nächsten Morgen über die N1 entlang unserer frisch geänderten Route Richtung Mauretanien (statt Senegal). Unsere Reparatur scheint zu halten, wir sehen keine Gefahren entlang der Route, außer dem normalen Chaos und Schlaglöchern.