Mauretania en coré une fois

Wir entern Mauretanien noch weiter östlich als wir bisher schon waren. Direkt mit dem Grenzübergang Richtung Ayoûn el-Atroûs verändert sich die Landschaft zur Wüste. Auch die Temperaturen steigen. In weiser Voraussicht führen wir daher seit längerem eine Air Condition (AC) mit uns. So werden 45°C auf einmal erträglich und wir sind wieder motiviert einen Ausflug in den Sand zu starten. Ziel ist diesmal eine Piste zu einem weiteren Vorkommnis von Wüstenkrokodilen. Westlich von Kiffa existieren bei Matrauschka 6-7 Krokodile. Den letzten Kilometer mussten wir erwandern, dafür konnten wir uns bis auf wenige Meter herantasten. Wir hätten auch ein Bad nehmen können aber soviel Mut hatten wir dann doch nicht.

Wir genießen erneut die nächtliche Stille in der Wüste und schaffen tagsüber riesige Etappen durch Mauretanien. Es ist zu warm um sich erneut etwas anzusehen daher ist unser Ziel nur die Westsahara.
Wieso funktioniert eigentlich seit 1000 km kein Bankautomat? Obwohl wir unsere Ausgaben auf null runter gefahren haben müssen wir dennoch irgendwann tanken (180l Tank reicht nicht!). Es gibt keine Alternative mehr – wir müssen unsere Euro Reserven gegen Ougulya eintauschen und das auch noch zu einem seeehr schlechten Kurs. So schaffen wir es wenigstens weiter bis Nouakchott. Doch auch hier funktioniert zuerst das Internet nicht, was bedeutet, dass kein Bankautomat unsere Visa Karte akzeptiert. Bei einer Bank muss aber doch wenigstens der Euro Wechselkurs erträglich sein also versuche ich dort zu wechseln. Lustigerweise findet der Geldwechsel nicht am Schalter, sondern im Tresorraum statt. Dort saßen grade Dagobert und seine Enkel mit deckenhohen Geldbündeln. Das in Afrika keine Privatsphäre herrscht, haben wir ja schon festgestellt. Bankgeheimnis scheint es auch nicht zu geben. Da kommt man sich etwas blöd vor 100€ zu tauschen. Vor Nouakchott beginnen kilometerlange Straßen mit Solar-Straßenbeleuchtung. Blöd nur, dass da daumendick Sand auf den Solarzellen liegt. Ebenso begrüßen uns wieder Kopfschmerzen, Übelkeit und Fieber – Wie oft kann man eigentlich in einem Monat Malaria bekommen?

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Der gefährlich-arme Süden Mauretaniens

In unserem deutsch-niederländischen Reisegespann haben sich inzwischen die Tagesabläufe verfestigt. Man steht gegen 7 auf, da es später viel zu heiß wird, um das Camp abzubauen. Nach einem kurzen Frühstück geht es los. Mittags gibt es einen Lunch, der pünktlich um 13:00h Uhr abgehalten wird. Ab 17:00h muss eine Stelle zum nächtigen gesucht werden, da es ab 19:30h dunkel ist. Im dunkeln sollte man nicht in Afrika fahren, es gibt einfach zu vieles was sich auf der Straße bewegt. Zum Amüsement aller wird der Mittags- als auch Abend-Tisch in der vermeintlichen Wildnis regelmäßig durch eine große Ansammlung der Einheimischen erweitert. Während dies im Norden Mauretaniens zwangsläufig auf die Diskussion eines „Cadeau“ an die einheimischen hinauslief, sind die Einheimischen im Süden gänzlich von der Situation, das Menschen in ihrem Auto übernachten überfordert. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Gendarmerie mehrmals nachfragt ob man wirklich da hin reisen will.

So hat sich die lange Reise nach Kiffa gelohnt um einen sehr imposanten Chaos-Markt zu besichtigen. Von Fisch über Früchten bekommt man 900 km entfernt von der Küste nahezu alles, wenn man es schafft lange genug zu suchen. Die Armut der Bevölkerung ist allerdings im Vergleich zu den zivilisierteren Gegenden um Atar oder Nouadibhu bei weitem höher. Auch begegnen einem deutlich häufiger Abgesandte der UN oder der World-Food-Organisation.
Von Kiffa aus verfolgten wir weiter das Ziel in Richtung Süden und somit zum Grenzfluss des Senegal. Diese wenig entwickelte Gegend ist nahezu ausschließlich auf Pisten zu befahren, was eine Kalkulation der möglichen Reisezeiten erschwert. Wir wurden vorab gewarnt, dass es verboten ist manche Gegenden des Grenzgebietes zu befahren, oder zu beschwimmen (es droht Gefängnis), so befuhren wir nach drei tägiger Anreise nur die Streckenabschnitte von Kaedi bis Rosso entlang des Senegal. Muecke wurde in der Steppe mit einem hübschen Kopfschmuck ausgestattet. Die Spanne der Verwunderung der Einheimischen auf den Kopfschmuck variierte jedoch von Überraschung bis zu Gelächter. Nachdem ein Kontrollposten keinen Gefallen an Muecke’s neuer „Bull-Bar“ finden konnte haben wir sie wieder zurück lassen müssen. Das ständige suchen der Piste führte zu der ein, oder anderen Abkürzung die sich am Ende durch eine Flussdurchquerung rächte. Aber wofür hat man denn so ein Auto? (Ich wasche übrigens in dem Video grade die Hose eines Einheimischen, da ich versehentlich über diese gefahren bin – sorry)


Die Bevölkerung in diesem Grenzgebiet ist eher senegalesisch gekleidet, was sich insbesondere in einer großen Farbenpracht ausdrückt. Überhaupt stellt man erst jetzt wieder lächelnde Gesichter fest. Außerdem wurde jetzt von senegalesicher Seite des Grenzdamms aus, unser Nachtlager mit Weltmusik beschallt. In Rosso angekommen haben wir nochmal alle Tanks aufgefüllt und versucht uns der letzten Dirham zu entledigen. Der Grenze weiter folgend haben wir uns ins Vogelschutzgebiet aufgemacht, um am nächsten Tag in Diama (auf Empfehlung aller) diese zu queren. Als Hindernis können nur die kreuzenden Warzenschweine und Affen bezeichnet werden, da die Piste im trockenen ohne weiteres befahren werden kann. Die Einreise in den Senegal verlief problemlos, Stina versuchte sogar noch Sim-Karten an die handeltreibenden zurück zu verkaufen. Generell will auch hier jeder irgendwas verdienen (Mauretanien Polizei 10€, Damm Senegal 6€, Polizei Senegal 11€, Zoll Senegal 5€). Generell bleibt die „Laisez-passer“ Zoll-Regelung im Senegal unverständlich, da man sich nach !jeder! Einreise innerhalb von 48h einen Stempel ins Carnet de Passage in Dakar abholen muss. Aber dafür braucht man kein Visa :-).

Mauritaniens Esel

Eine erneute Studie des französischen Mauretanien Reiseführers ergab, dass der Süden des Landes auch reizvolle Ecken zu bieten hat. Da wir außerdem Stina und Frank (NL movetomeet ) kennengelernt haben, die eben diesen Teil bereisen wollten, haben wir kurzerhand den Zollerlass unseres Fahrzeugs um weitere 10 Tage für Mauretanien verlängert.

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Neuerdings soll es sogar eine !Straße! von Atar in Richtung Tidjika geben, die jedoch leider noch nicht vollständig fertig ist. Es hat uns doch noch gelegentlich in die Dünen verschlagen, um entweder die gedachte Straße weiter zu interpolieren, oder wieder eine Düne die Straße gefressen hat. In Tidjika selber scheinen wir die einzigen Touristen seit langem gewesen zu sein. Die Armut der Menschen ist allgegenwärtig, sodass es wenig Verständnis gibt, dass auch wir auf deren Markt einkaufen müssen. Erschreckend ist auch, dass überall Abfall (sehr viel Plastik-müll) herumliegt und die Tiere insbesondere die Ziegen, Esel und Kühe die frei umherlaufen diesen essen.


Im Süden Mauretaniens erschienen uns eine seltene Art der Wüstenkrokodile als Attraktion. Das Wort Attraktion ist in diesem Zusammenhang vllt. etwas zu hoch gegriffen, da es suggeriert, dass irgendjemand der Einheimischen diese Attraktion kennen sollte. Es scheint mehrere Orte am Rande der Sandwüste zu geben in denen diese Art entweder in Wassertümpeln oder eingeschlossenen Lehm-höhlen lebt. Wir dachten wir hätten ganz Gute Zielkoordinaten und haben uns auf Routen-suche in einem idyllischem Bachlauf nahe Moudjeria begeben. Begegnet sind uns insbesondere verschiedene Vogel, Papagei-Arten sowie kleine Echse. Am vermeintlichen Ziel waren hingegen nur eine neugierige Kinderschar die uns umkreiste und Ziegen. Nach einer Übernachtung im Wald und Diskussionen mit dem einzig französischsprachigen Einheimischen machten wir uns am nächsten Tag in ein neues Dorf auf, indem wir schließlich mittels Photos vermitteln konnten, dass wir auf der Suche nach den Krokodilen waren. Schließlich fanden sich zwei Kids, die uns auf einer abenteuerlichen Offroadpiste zu den Krokodilen führten. Nach einer halbstündigen Wanderung konnten wir sie endlich sehen. Aus ca. 50 m Entfernung erblickten wir in einem teil-gefluteten Tal selbige tatenlos an der Oberfläche schwimmen. Sie schienen in der Hitze insbesondere durch Nichtstun überleben zu können. Dieser kleine Ausflug fand bei einer Außentemperatur von 45°C statt was das rauf und runterklettern der großen Steine zu den Krokodilen auf jedenfall erschwerte.

Als wir zurückkamen war es in Mücke so warm, dass das Thermostat ausgestiegen ist und das tut es ab 54°C deswegen können wir nicht mehr genau sagen wie warm es im Auto werden kann :-).
Nach diesem Abenteuer mussten wir die Piste wieder zurückfinden, was sich als etwas schwierig herausstellte, da wir oft Schaufeln mussten. Auf dem Weg in das nächste Ziel Kiffa, vielen die vielen in allen Verwesungszuständen toten Rinder am Straßenrand auf, die vermutlich den un-bremsbaren alten Rundhauber zum Opfer gefallen sind. Diese bewegen sich deutlich jenseits der 40 t auf Blattfedern um die Versorgung des Landes zu sichern. Eigentlich ist die maximale Ladehöhe der Auflieger durch die örtlichen Überlandleitungen limitiert, doch an kniffeligen stellen steht Personal bereit um über die Ladung zu laufen und die Leitungen hoch zu halten.

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A l’Adrar

Die Westsahara bietet auf ca. 1000 km eine Steinwüste zur Linken und zur Rechten eine Steilküste. In der Mitte kann man zur Abwechslung der Tanknadel beim Fallen zuschauen. Gelegentlich wird dieses Bild von einem Bagger auf der Straße unterbrochen, der bemüht ist die Düne von der Straße zu schaufeln (Traumjob). Der Grenzübergang Marokko Mauretanien verlief problemlos, wenngleich in dem 4 km herrenlosen Landstrich zwischen Marokko und Mauretanien von „Guides“ ein ziemlicher Stress wegen Minen verbreitet wird. Unseren Informationen nach kann man dieses Gebiet zwischen den beiden Grenzen jedoch bedenkenlos passieren. An der Mauretanischen Grenze wurden wir über die neuerliche Währungsreform informiert, wodurch 2000 Oyinga anscheinend nur noch 200 Oyinga wert sind, es neue Geldscheine gibt, manche von den alten aber noch gelten, diese aber nur 1/10tel wert sind – klar.


In Nouadibhu wurden wir durch einen Sandsturm begrüßt der die einzige Straße erheblich versandete. Wir machten uns auf den Weg einen Einstieg in die Piste von Nouadibhu nach Choem entlang der schwersten Eisenerz Eisenbahn-Verbindung der Welt zu finden. Der Zug kann bis zu 4 km lang werden. Entlang der Strecke kann man parallel auf einer Sand/Stein/Dünenpiste fahren. Durch den Wind waren leider jegliche vorherige Spuren verweht und wir mussten selber den Weg durch die Dünen finden. Außerdem scheinen neben uns, nur eine handvoll Einheimischer die Strecke im letzten Monat genutzt zu haben. Verwunderlich waren dann dennoch die zahlreichen Polizei-/Militärkontrollen in verlassenen Geisterdörfern. Bei Ben-Amira gibt es einen 550 m hohen Monolithen zu bestaunen der unsere Sandsturmaussicht kurzzeitig etwas dunkler färbte, aber keinerlei Aufstiegslust in uns auslöste. Tatsächlich konnten wir unterwegs noch einen Anhalter mitnehmen, der wohl noch einige Tage im Nirgendwo verbracht hätte.

Nach einem Ruhetag in Atar machten wir uns auf den Weg die Gegend zu erkunden. Ein französischer Reiseführer hatte uns eine Route nach Chinguetti und Ouadane empfohlen. Leider stellten sich jedoch 3 GPS Punkte für 100 km Route ohne Piste als zu wenig heraus. Bestraft wurde die schlechte Vorbereitung durch heftige Geröll und Gesteinsfahrten die durch gelegentliche Dünen und Weichsandfelder aufgelockert wurden.


Die nächsten Tage folgten wir der heftigen Wellblechpiste nach Ouadane und herein ins „Auge der Sahara“ (Wer sich fragt warum dass Auge heißt Route). Die Route in einem Flusslauf konnten wir nur durch schaufeln und die Untersetzung bezwingen. Es folgten malerische Schlafplätze. Gelegentlich wurde die Ruhe durch ein erscheinen von handeltreibenden Künstlerinnen, samt Familie unterbrochen. Diese breiten dann mitten in der Wüste ihr Schmuck und Stein-Portfolio auf Decken aus und lassen in der Regel nur durch einen Verkauf ihrer Artikel von Ihrem neuen Standort ab. Es hat sich als erfolgreich erwiesen, die Kinder der Künstlerinnen mit Spaghetti zu versorgen – dann scheinen auch die Künstlerinnen milder gestimmt und lassen schon nach 2 h von einem ab.


Auf dem Rückweg stellten wir zunehmend weniger Bremswirkung (noch weniger als sonst) fest. Die Beläge vorne links hatten sich verabschiedet. Beim Aufbocken stellte sich heraus, dass sich das linke Radlager wohl gelöst hatte. Vor uns lagen jedoch noch 160 km Wellblechpiste und eine 700 Höhenmeter Abfahrt. Da uns die letzten Tage auf der Piste niemand begegnet war, wir keinen Empfang hatten und entsprechend nicht an ein abschleppen gedacht werden konnte, wechselten wir die Beläge und führten den nächsten Tag in Atar bei bab-sahara einen größeren Service an Mücke durch (Radlager, Lenkungs-manschetten, Öle, Fett) gefolgt von einem Ruhetag für uns.