Viva Espana

Wir verlassen Afrika Abends von Tanger-Med nach Algeciras. Wir waren den Norden Marokkos Leid. Da wir uns nicht recht entscheiden konnten ob wir gen Portugal wollen oder uns doch lieber die 2tkm sparen sollen und direkt durch Spanien fahren sind wir erst mal nach England gefahren. Hier in Gibraltar kann man wunderbar (wie schon in England selber) stundenlang im Stau für den Zoll stehen, um anschließend überteuerte Fish&Chips zu essen – herrlich. Eigentlich wollten wir den Ursprungsort aller neuen Toyota J7 in Gibraltar ausfindig machen. Enttäuschenderweise ist die Toyota Gibraltar Holding allerdings nur eine Hinterhof Werkstatt ohne Vorführexemplare.


Anschließend verbringen wir ein Paar Tage an der spanischen Mittelmeer Küste bevor wir den Rufen der Sierra Nevada nicht weiter widerstehen können. Wir klettern die Pässe hoch in Richtung Granada. Hier können wir auch den westl. Versuchungen à la jamon et cerveca nicht wiederstehen. Wir durchqueren die Sierra Nevada über Piste. Wobei hauptsächlich Forstwege oder Skipisten befahren werden.

Zunehmend fühlt sich das Fahrwerk vorne schwammig an – wenn man dass überhaupt bei diesem Kutschenfahrwerk sagen kann. Der morgendliche Kontrollgang hat die Vermutung bestätigt. An dem, vor der Reise neu montiertem Fahrwerk, hat sich ein Abschmierbolzen verabschiedet. Nachdem wir erkannt haben wie komplex diese inzwischen gefertigt werden – fragen wir uns doch warum? Wo soll ich hier in der Sierra-Nevada so einen Bolzen her bekommen. Wir behelfen uns durch die unbegrenzte Kraft des Spanngurtes. Die folgenden 300km ist uns klar geworden, dass wir wieder in Europa sind. Mechaniker benötigen hier wieder Teilenummern anstatt Bohrmaschinen. Schließlich finden wir eine hervorragend ausgestattete Schlosserei, wo alle Mitarbeiter (bis auf den Chef) in Urlaub sind. Hier darf man das Auto noch an der Kranbahn aufhängen und mittels Fräse und Gewindestange ist die vordere Fahrwerksaufhängung für 5€ schnell in Stand gesetzt.


Anschließend wollten wir weiter der Küste folgen, doch während wir bis hoch nach Malaga noch relativ einfach hinter einer Düne am Meer übernachten konnten, scheint der Camperstrom weiter nördlich gar nicht mehr abzuklingen. Es gibt unvorstellbar große Campingplätze die für unser Empfinden unvorstellbar hohe Standgebühren aufrufen. So bleiben für uns nur Parkplätze die sich wahlweise neben der Autobahn oder der Güterzuglinie befinden. Vor Alicante flüchten wir wieder in die Gebirge und genießen wunderbare Aussichten bei frischen Temperaturen. Um Valencia zu erreichen müssen wir leider wieder zur Küste. Kurz vor Barcelona haben wir keine Lust mehr und fahren gen Andorra. Der marokanische Diesel neigt sich dem Ende zu und die Dieselpreise in Europa sind nüchtern kaum zu ertragen.

Urlaub vom Urlaub

Nach dem ganzen Stress haben wir uns erstmal eine Auszeit verdient. Marrakesch ist viel zu heiß und stressig. Wir suchen uns eine schöne Sanddüne südlich von Essaouira und kurieren unseren Mount Toubkal-Muskelkater aus. Bei sehr starkem Wind begegnen uns drei Tage lang nur Ziegen und Fischer. Der Fischpreis ist entsprechend gering. Für eine Tüte Doraden, Barracudas und Makrelen müssen wir etwas unter einem Euro auslegen. Dazu gibt es noch 2 kg Zwiebeln geschenkt. Hier lässt es sich aushalten.

Nach Tagen des Sturmes zieht es uns in Richtung eines Campingplatzes. Die Gegend gilt als HotSpot für Windsurfer sodass es auf den Campingplätzen auch im Hochsommer nur so davon wimmelt. Wir treffen zu unserem Erstaunen die „Freiwillige Feuerwehr Backnang“ deren Besatzung eine Woche vor der Abreise Richtung Marokko ihren Führerschein gemacht hat. Wir verneigen uns vor deren Mut und reparieren ihr Schaltgestänge (viel Glück euch).

Essaouira selber besticht durch eine herrliche Medina. Wenngleich allerhand Touristen-Mitbringsel verkauft werden, so kann man doch entspannt durch die Altstadt schlendern. Schnäppchen sind hier keine mehr zu machen – dafür sind die Anzahl der Besucher schlicht zu groß.

Sollte man dennoch Interesse an dem schräg bunten Porzellan Marokkos haben so ist der „Complexe des potiers d’Oulja Salé“ nördlich von Rabat zu empfehlen. Hier scheint der einzige Ort Marokkos zu sein an dem nicht verhandelt wird. Dafür kann man jegliche Artikel zu nahezu Einkaufspreisen erstehen. Wenn wir ein noch größeres Auto gehabt hätten, so wäre vermutlich der Mosaik-Brunnen unserer gewesen :-). Für individuelle Arbeiten ist das Future Atelier (Duahidi Ihsame) zu empfehlen.

Die Küste nördlich von Essaouira ist uns generell zuwider. Der Speckgürtel der Metropole Casablanca wächst entlang der Küste in Form von Reihenappartments bis hoch nach Rabat. So bleibt für uns nirgends ein Platz zum stehen. Gelegentlich solidarisieren wir uns mit Surfern und schlafen in Parklücken am Strand. In Moulay Bousselham schlagen wir unser letztes Camp in Marokko auf. Hier treffen wir auf Marion und Friedrich die mit ihrem Mercedes LKW auf Langzeit reisen sind. Wir staunen über Geschichten aus Saudi-Arabien und dem Oman und genießen die längsten Abende (und Lagerfeuer) seit langem.

Dünne Luft

Wir befahren einen gemütlichen Pass von Taliouine Richtung Marrakesch durch den Atlas. Über Taigalt und Algou schlängeln wir uns immer höher die Felswände herauf. Die R203 wird irgendwann zur Piste und erschwert insbesondere den LKW’s ein vorankommen. Wir dachten auf der Karte wäre diese Route als besonders schön markiert – tatsächlich ist sie aber besonders gefährlich. Ein weiterer Translationsfehler…

In der Nähe einer verfallenen Kasbah (Tagoundaft) finden wir auf 1600m ein gemütliches Nachtlager. Die Umgebung der Kasbah eignet sich nur noch als Bolzplatz wenngleich der übrig gebliebene Turm beim künftigen Einsturz wohl erheblichen Schaden im Tal verursachen wird.


Uns gibt schon seit längerem der regelmäßige Hinweis der Marokkaner auf die hohe Kunst der Zubereitung einer richtigen Tajine zu denken. Dabei variieren die Fertigungszeiten, dieser im Tongefäß zubereiteten Mahlzeiten, zwischen unter einer Stunde und ca. einem Tag. Auf jeden Fall haben wir uns gedacht – dass kann doch nicht so schwer sein. Unsere neu zugelegte Tajine (die nimmt viel Platz weg) haben wir schon zur Zubereitung von Ei und überbackenen Nudeln auf dem Benzinkocher missbraucht, jetzt ist ein Rindereintopf auf dem Grill fällig. Der lokale Metzger hat uns mit Knochen, Fett und Rind versorgt welches vorsorglich noch zwei Tage in Öl eingelegt wurde (statt des Abhängens). Als Gewürze werden Kurkuma, Ingwerpulver und Kreuzkümmel vermischt. Dazu gibt es Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren, Zucchini und Tomaten. Die Zubereitung auf unserem kleinen Grill hat 1,5 stunden gedauert und war kein Hexenwerk.


So gestärkt begeben wir uns in Richtung Imlil dem Epizentrum für Wanderungen im Atlas Gebirge. Abends marschieren wir zu Wasserfällen und belohnen uns in einem kleinen lokal mit einer Tajine (die genau wie unsere eigene schmeckte). Hier werden wir von einem tschechischen Paar angesprochen ob wir vom Mount Toubkal kommen. Wir verneinen und geben an, dass wir nicht fit sind (zu viel sitzende Tätigkeit) und schließlich nicht unvorbereitet 4200m besteigen können. Unser Campingwart Hassan klärt uns abends auf, wie unvorbereitet Leute darauf wandern (keine Schuhe, kein Licht, keine richtige Kleidung, keine Stöcke). Da waren wir allemal besser vorbereitet und jetzt natürlich hoch motiviert.

Am nächsten Morgen geht es um 06:00h morgens in Richtung Basislager. Vorbei an Aroumd steigen wir von 1900m auf die 3200m des Basislagers der Refugee du Toubkal. Diser 6 Stunden Marsch war aufgrund der Hitze und permanenten Steigung schon fordernd. Die Ausblicke jedoch sehenswert. Anfangs fragten wir uns noch warum die anderen Wanderer alle keinen oder einen viel kleineren Rucksack dabei hatten. Später erkannten wir, dass sogar Rollkoffer von Eseln bis ins Basislager transportiert werden.

Dort angekommen hatte das tschechischen Paar (Annae und Standa) die Schlafkoje neben uns :-). Am nächsten Morgen starteten die ersten geführten Gruppen um 03:00h zur Spitze. Wir hatten am Vorabend mögliche Wege durch ein Geröllfeld ausgekundschaftet, sodass wir uns mit der Stirnlampe im Dunkeln nicht verlaufen. Um das Risiko zu minimieren starteten wir erst um 05:00h und verpassen somit den Sonnenaufgang am Gipfel. Diese Wanderung war echt steil, zudem kamen Außentemperaturen von ca. 6°C die für uns vollkommen ungewohnt waren. Nach 4 Stunden war der Gipfel in Aussicht und wir konnten den Rückweg bis nach Imlil antreten. Um 19:00h abends erreichten wir völlig erschöpft den Campingplatz in Imlil. Nach Abzug von 2 Stunden Regenpause war das immer noch ein sehr schöner 12 Stunden Marsch.

Oasen im nichts

Wie viele Bilder kann man eigentlich vom Anti-Atlas schießen? Wenn die Tracks nicht so anspruchsvoll wären vermutlich noch mehr.


Von Tafraoute hätten wir uns schon beinahe direkt in Richtung Atlas aufgemacht. Zum Glück haben wir von Mike noch neue Zielkoordinaten bekommen und quasi während der Fahrt gedreht. Wir kürzen etwas ab – über Pässe vor Azgour in Richtung Ait Bensaid. Hier prägen sich die Dörfer noch einsam in Panoramatapeten ein.

Wir folgen dem teils vertrockneten Agudim zum Ait Mansour Tal. Die Palmerie kann hier ohne Zweifel als Oase bezeichnet werden. Während im Tal Pflanzen aller Art den Fluss säumen herrscht in den Hochlagen Dürre (wie in Deutschland). Bei Ait Abdelkader versandet der Fluss. Langsam kommt ein Kiesel Flussbett zum Vorschein.

Die nächsten Stunden schieben wir uns langsam durch wellenförmige Furchen. Die Szenerie ist geprägt von Steilhängen die allesamt nach einer Seillänge und Haken schreien. Unser Tagesziel ist eine Stelle an der Felsmalereien die Jahrhunderte überlebt haben. Da wir in Mauretanien schon einige Begutachten konnten, die deutlich schöner und lebhafter gestaltet waren fühlten wir uns etwas enttäuscht. Wäre da nicht noch im Hintergrund ein Talkessel gewesen. In diesem mussten wir einfach Campen. Auf halber höhe der Bergwand konnte man eine Art Salzlake Pool erahnen, der vermutlich in kälteren Jahreszeiten zu einem Badespaß einlädt. Der Aufstieg glich einer Mutprobe wurde aber mit herrlichen Panoramen belohnt.

Die Region hat uns infiziert und wir folgen weiter Pisten einer Mine über Imitek bis Tata. Nach kurzer Rast begeben wir uns in den nördlichen Teil des Anti-Atlasses um eine Querung von Tissinit nach Talliouine zu erreichen. Wir erwarten nichts besonderes von der Piste uns wundern uns nur über den Hinweis „Für LKW gesperrt“. In Ländern in denen LKW’s deutlich schwierigere Passagen passieren können als die meisten PKW’s sollte das eine klare Warnung sein. In Aguinane werden wir zuerst von der Aussicht überwältigt. Danach lässt uns die schiere Steigung der Piste verstummen. Mücke wird immer lauter, und dank defektem Auspuff erwarteten vermutlich alle Dorfbewohner die Paris-Dakar. Als drittes Oha verstummen wir jedoch gänzlich als wir bemerkten, dass die immer höher steigende Piste bedingt befestigt und von heruntergestürzten Steinen gesäumt ist. Somit erklärt sich auch warum im Dorf alle Traktor fahren.

Anti-Atlas

Ein frisch verstärktes Getriebe muss natürlich ausgiebig getestet werden. Da bietet sich der Anti-Atlas mit seinen unzähligen Pisten nahezu an. Wir beginnen in Tan-Tan und folgen der Steppe immer weiter in Richtung Tiglit. Die Steppe und Einsamkeit beeindruckt uns immer wieder, sodass sich die hohen Temperaturen ertragen lassen.

Dennoch ist eine ausgedehnte Mittagspause unter Palmen obligatorisch. In Richtung Guelmin folgen wir einem ausgetrockneten Flussbett und genießen die Farbenpracht der Blumen sogar noch im späten Sommer. Wildcamps gibt es in dieser Gegend genügend, so kampieren wir mal im Flussbett oder neben einer einsamen Oase mit Wasserfall bei Fask.


Die außerordentlich schöne Strecke in Richtung Osten genießen wir nach Tagen dann doch noch einmal auf einer Straße. Der Weg ist gesäumt von Mandelbäumen und windet sich in unzähligen Serpentinen nach Tafraoute. Dort verändert sich die Bergwelt in Steilhänge gesäumt von Hinkelsteinen. Seit den 1980’ern sind hier teile der Steinwelt bunt angemalt, was zu allerlei Theater und Feiern einlädt. Also unser perfektes Nachtlager.

Mücke schleppt sich durch die Westsahara

Die Westsahara hat sich seit unserem letzten Besuch drastisch verändert – Das Meer ist jetzt links von uns, statt vorher rechts. Das bedeutet auch, dass der Wind jetzt von links ins Ohr des Fahrers bläst – sehr unangenehm. Unsere AC bringt da nicht viel. Die Marokkaner nehmen den Grenzübergang sehr genau und haben erstmal verschiedene Röntgentechniken an Mücke angewendet. Dabei wurde ein vermeintliches Gewehr entdeckt, welches aber schlussendlich als Steckachse identifiziert werden konnte. Warum schleppt man auch sowas mit sich rum. Da wären wir auch schon beim Thema: Mücke säuft! Sein gewöhnlicher Durst liegt bei 13l Diesel, während er sich momentan ordentlich einen über den Durst nimmt. Weit über 24l können auch nicht durch Gegenwind erklärt werden. Der Umstand ist insbesondere schlecht, da dass Tankstellennetz in der Westsahara eh nicht grade üppig ausgelegt ist. Der Grund war leider kein Anhänger lauter Souvenirs den wir einfach hätten stehen lassen können. Vielmehr war unser Verteilergetriebe knochentrocken. Alle 2t km nachschauen reicht wohl nicht! Dieser verflixte Simmerring zwischen Verteilergetriebe und Getriebe muss jetzt unbedingt in der Westsahara kaputt gehen (für interessierte: Ein Feedbackschlauch sollte eigentlich den Überdruck aus dem Verteilergetriebe mit einem Ölrücktransport kompensieren). Wir gönnen uns erstmal eine Auszeit in einem Beduinenzelt im Le Camp Bedúin um eine leichte Männergrippe von Daniel auszukurieren.

Nach zwei Tagen schleppen wir uns mit regelmäßigem um-befüllen der Getriebeöle nach Tan-Tan wo schnell der lokale Getriebespezialist ausgemacht ist. Getriebewerkstätten sind, denke ich, weltweit an den schwärzesten Werkstattböden auszumachen. Yussuf legt einen verschwindend geringen Pauschalpreis für den Aus-/Einbau des Getriebes, den Tausch der Kupplung und dem Wechsel des Simmerrings fest, was er alles an einem halben Tag schaffen will. Nun gut – arbeitende Menschen soll man nicht aufhalten. Am nächsten Morgen bauen wir zu fünft alles aus und stellen fest, dass das Abtriebsrad im Verteilergetriebe quasi nicht mehr vorhanden ist. Ist das noch ein Service oder schon ein Getriebeschaden?

Die Getriebewelle weißt ebenfalls entsprechend wenig Verzahnung auf. Wir ziehen einige andere Experten zu Rate doch stellen leider fest, diese Welle gibt es nirgendwo in Marokko neu. Eine gebrauchte einbauen macht bei dem Aufwand keinen Sinn, daher improvisieren wir etwas und verändern ein wenig die Angriffsfläche der Welle indem wir zwei Abtriebsräder miteinander verschweißen (Stichwort verstärktes Abtriebrad R155F). Natürlich wird das verschweißen von Getriebe Zahnrädern unbekannter Metallurgie Fachmännich durchgeführt bevor der neu gebildete Verbund nachgehärtet werden kann… 🙂


Nachdem wir einige Tage später einen österreichichen Getriebespezialisten von Magna kennen gelernt, und verschiedene Lösungen im Internet recherchiert haben – muss ich sagen dass wir die beste aller gewählt haben.
Am Ende geht es Mücke gut und Lastwechsel fühlen sich viel besser an. Wir genießen den Abend mit einer Dromeda Tajine in der Ksar Tafnidilt bevor wir am nächsten Morgen zu einer neuen Offroad Erprobungsstrecke aufbrechen.

Mauretania en coré une fois

Wir entern Mauretanien noch weiter östlich als wir bisher schon waren. Direkt mit dem Grenzübergang Richtung Ayoûn el-Atroûs verändert sich die Landschaft zur Wüste. Auch die Temperaturen steigen. In weiser Voraussicht führen wir daher seit längerem eine Air Condition (AC) mit uns. So werden 45°C auf einmal erträglich und wir sind wieder motiviert einen Ausflug in den Sand zu starten. Ziel ist diesmal eine Piste zu einem weiteren Vorkommnis von Wüstenkrokodilen. Westlich von Kiffa existieren bei Matrauschka 6-7 Krokodile. Den letzten Kilometer mussten wir erwandern, dafür konnten wir uns bis auf wenige Meter herantasten. Wir hätten auch ein Bad nehmen können aber soviel Mut hatten wir dann doch nicht.

Wir genießen erneut die nächtliche Stille in der Wüste und schaffen tagsüber riesige Etappen durch Mauretanien. Es ist zu warm um sich erneut etwas anzusehen daher ist unser Ziel nur die Westsahara.
Wieso funktioniert eigentlich seit 1000 km kein Bankautomat? Obwohl wir unsere Ausgaben auf null runter gefahren haben müssen wir dennoch irgendwann tanken (180l Tank reicht nicht!). Es gibt keine Alternative mehr – wir müssen unsere Euro Reserven gegen Ougulya eintauschen und das auch noch zu einem seeehr schlechten Kurs. So schaffen wir es wenigstens weiter bis Nouakchott. Doch auch hier funktioniert zuerst das Internet nicht, was bedeutet, dass kein Bankautomat unsere Visa Karte akzeptiert. Bei einer Bank muss aber doch wenigstens der Euro Wechselkurs erträglich sein also versuche ich dort zu wechseln. Lustigerweise findet der Geldwechsel nicht am Schalter, sondern im Tresorraum statt. Dort saßen grade Dagobert und seine Enkel mit deckenhohen Geldbündeln. Das in Afrika keine Privatsphäre herrscht, haben wir ja schon festgestellt. Bankgeheimnis scheint es auch nicht zu geben. Da kommt man sich etwas blöd vor 100€ zu tauschen. Vor Nouakchott beginnen kilometerlange Straßen mit Solar-Straßenbeleuchtung. Blöd nur, dass da daumendick Sand auf den Solarzellen liegt. Ebenso begrüßen uns wieder Kopfschmerzen, Übelkeit und Fieber – Wie oft kann man eigentlich in einem Monat Malaria bekommen?

Mal à la tête à Mali

(Dies ist ein recht technischer Blogbeitrag der von uninteressierten überlesen werden kann.)
Irgendwie mussten wir jetzt wohl durch Mali durch – obwohl wir ursprünglich nicht wollten. Die Hinfahrt haben wir gezielt Wege über den Senegal und Guinee genommen, da die Sicherheitslage in Mali als angespannt bezeichnet werden kann. Für die Rückreise stellt Guinee leider keine Option mehr dar, da auf der einzigen Straße gen Norden nach heftigen Regenfällen eine Brücke eingestürzt ist. Da wir schon mal an der Stelle waren, wissen wir dass eine Umfahrung schwierig ist. Nun gibt es nicht wenige Reisende die behaupten, dass sich Mali als Transit-Land weiterhin eignet man solle nur alles nördlich der Achse Bamako-Segou meiden. Einige (wie die Botschaften) fügen hinzu, dass auch die Grenze in Sikasso, sowie die Route zwischen Bamako und Mali (N1) einer erhöhten Terrorgefahr ausgesetzt sind. Aktuell stehen leider noch Wahlen in Mali an, weswegen vermehrt abgeraten wird an Menschenmengen teilzunehmen. Wir machen uns ein eigenes Bild und wollen es in drei Tagen hindurch schaffen und dafür gönnen wir uns sogar Hotelzimmer.
Das einzige was wir in Mali nicht brauchen können wäre eine Panne. Prompt nach der Einreise macht es an der Hinterachse „pling“ und wir haben Bolzen unserer Steckachse verloren. Das alte Problem, was schon von Toyota in Tema „gelöst“ wurde ist also wieder da. Wir bauen schnell eine Werkstatt neben dem Zoll Gebäude in Sikasso auf und beginnen die Hinterachse auseinander zu nehmen. Wir haben drei Verbindungsbolzen zwischen Steckachse und Rad verloren. Sollten wir die anderen drei auch noch verlieren wandert die Steckachse vermutlich während der Fahrt raus. Also wird das ganze ordentlich verklebt. Mit einem Spanngurt an der Felge wird der Steckachse ein herauswandern ausgetrieben.

 

Mit verringerter Geschwindigkeit starten wir also unsere Trans-Mali Reise. Die ersten 50 km funktionierte dass ganz gut, dann gab es einen schönen Knall und alle drei Bolzen, die Abscherstifte und der Spanngurt hatten sich verabschiedet (Was da für Kräfte wirken!). Wir mussten uns von dem Hintterrad-Antrieb verabschieden und haben die Steckachse rausgezogen, die offene Achse abgedichtet und auf Allrad (jetzt nur Vorderrad, da offenes Differenzial hinten) umgeschaltet (Das permanent sperrende Verteilergetriebe stellt hier kein Problem dar, da das hintere Differenzial sowieso leer läuft). Die nächsten 200 km der Tagesetappe gingen ohne Probleme weiter an barackenartigen Behausungen ohne Aussicht auf Strom oder gar einen Schweißer. Abends erreichen wir pünktlich zum Fußballspiel (England-Kroatien) Bougouni von dem wir die ersten 10 Minuten sehen. Anschließend startet ein heftiges Gewitter welches die ganze Nacht anhält – Super und wir fahren nur mit Vorderradantrieb!
Am nächsten Morgen finden wir Mohamed den lokalen Schlosser der beginnt die Bolzenstummel aus der hinteren Radaufnahme zu entfernen. Dafür werden die Stummel mittels Elektrode aufgedickt, bis dass man eine x-beliege Schraube anschweißen kann. Diese wird anschließend herausgedreht. Er konnte sogar alle Gewinde nachschneiden da seine Kinderschar ihm sehr hilfsbereit jedes erdenkliche Werkzeug lieferte. Wir sind beeindruckt und zahlen zufrieden 10€. Neue Bolzen gab es hier natürlich nicht, nur Baustahl der wohl kaum die Kräfte aushält.
Wir fahren weiter mit Vorderradantrieb nach Bamako in der Hoffnung bei Toyota die Teile zu bekommen. Eine Bestellung aus Frankreich dauert 21 Tage obwohl hier jedes zweite Auto baugleich mit Mücke ist. Unglaublich!

Aber der Fillialleiter (le Blanche) lässt uns von einem Mechaniker in die „Schrauber Gegend“ chauffieren. Alleine wäre das wohl zu gefährlich? Vor Ort schafft Bah, der fliegende Teilehändler, alles was wir brauchen mit seinem Roller zu unserer Seitenstreifen-Werkstatt. Immer mehr herumstreunende Mechaniker interessieren sich für unser ungewöhnliches Problem. So stellt sich heraus, dass das Ende unserer Steckachse doch signifikant anders, als eine neue aussieht. Die neue ist Ruck-Zuck da und mit neuen Bolzen und speziellen Kegel-Ringen eingebaut.

 

Nach dem ganzen Stress quartieren wir uns nachts im Overlander Treff „Sleeping Camel“ direkt neben der deutschen Botschaft ein. Hier treffen wir ein deutsch-englisches Paar, welches sich von dem Reisestress vier Monate in Bamako erholt – Wie unterschiedlich Sichtweisen sein können. Wir holen uns viele Tipps ab und reisen am nächsten Morgen über die N1 entlang unserer frisch geänderten Route Richtung Mauretanien (statt Senegal). Unsere Reparatur scheint zu halten, wir sehen keine Gefahren entlang der Route, außer dem normalen Chaos und Schlaglöchern.

Faso in Burkina

Mit dem Grenzübergang nach Burkina Faso nehmen schlagartig wieder die Absurditäten im Transportgewerbe zu. Wir hatten uns ja schon daran gewöhnt Tiere auf-, neben oder unter anderen Gütern auf einem Pick-Up zu entdecken. Allerdings noch nicht auf den Dachgepäckträgern. Wir dachten wirklich wir hätten schon alles gesehen und dann – 6 Rinder auf dem Dach eines Toyota Hi-Ace. Die Dachgepäckträger von großen Reisebussen werden benutzt um Roller oder Motorräder aufzunehmen. Vermutlich für die letzten X-km der Insassen. Wer sich fragt wie dass alles darauf kommt, oder was passiert wenn eine Kuh mal muss kann sich das gerne anschauen kommen. Die wenigen Rinder oder Ziegen die nicht grade auf KFZ Dächern herumkutschiert werden streifen anscheinend permanent durch die recht trockene Savannenlandschaft Burkinas.


Leider zeigte Jenni wieder kurz hinter der Grenze alle Symptome einer ordentlichen Malaria (Kopfschmerzen, extreme Müdigkeit, schlagartig steigendes Fieber). Da es im Osten Burkinas nun wirklich keine Krankenhäuser gab haben wir nach einem Malaria Schnelltest eine Selbsttherapie begonnen und sind weiter Richtung der Hauptstadt Ouagadougou gefahren. Die 400 km ziehen sich mit Malaria unendlich und in Realität immer noch 1,5 Tage. Unzählige Bodenhügel die zur Reduzierung des Tempos dienen werden zur Tortur. Leider war das Fieber am Ende des zweiten Tages immer noch deutlich zu hoch und wir haben in Ouagadougou den Dienst einer Klinik in Anspruch nehmen müssen. Wir kannten ja inzwischen schon die privat Krankenhauspreise in Ghana und dachten die wären wohl ähnlich hier – von wegen. Das Preisniveau entspricht hier schlagartig dem eines deutschen Privatpatienten mit Chefarzt Behandlung. Die Ausstattung des Krankenhauses sah dabei eher wie beim Landarzt aus. Chefarzt Behandlung hatten wir hingegen – es gab ja nur einen. Nach drei Tagen haben sie uns wieder gehen lassen und wir mussten noch zwei weitere Tage als Reha an die 40 Grad und 80% Luftfeuchtigkeit dranhängen. Zum Trotz haben wir uns getraut im „Cappuccino“ zu Frühstücken, welches vergangenes Jahr Ziel eines Anschlages war. In einer Woche in Ouagadougou konnte Daniel wenigstens Visa und Ersatzteile besorgen. Außerdem alle erdenklichen Varianten des lokalen „Hühnchen mit Reis und Tomatensauce“ ausprobieren (Ich kann es nicht mehr sehen) und die wirklich wunderbare Aufgeschlossenheit der Einheimischen erleben.


Wir reisen weiter nach Bobo-Dioulasso der musikalischen Hauptstadt Burkinas und studieren auf der Fahrt die Klänge des Faso. Am meisten beeindruckt uns die Große Moschee die ein Vertreter der Bobo Bauweise aus dem 19. Jahrhundert darstellt. Die herausstehenden Stämme sind einfach zum auflegen von Dielen. So kann der Lehmputz einfacher regelmäßig erneuert werden.

Südlich von Bobo gibt es einiges in der grünen Natur zu entdecken. Wir wollen unseren Burkina Aufenthalt verkürzen und schauen uns daher nur Felsstrukturen in Karfiguéla und die sog. Sindou Peaks an. Letztere dürften dem ein oder anderen aus Westernfilmen bekannt vorkommen.

La Pendjari

Wir bereisen Benin durch die wunderbare Grenz-region um Koutammakou. Die Gegend ist inzwischen eine Unesco gelistete Sehenswürdigkeit aufgrund der traditionellen Lehmhäuser. Auch hier bildet ein Verbund der Lehmhäuser ein sog. Tata und beherbergt eine Familie. Die einfache Lebensart der Menschen beeindruckt uns genauso wie die phänomenale Landschaft. Jedoch kann man auch hier kaum Kinder in Schuluniformen entdecken. Sowohl in Togo als auch Benin sprechen die Menschen nur sehr gebrochenes Französisch. Der Zöllner in Togo konnte nicht schreiben und der Grenzbeamte in Benin war mit unserem elektronischen Visa überfordert. Kurz nach der Einreise überrascht uns wieder ein heftiges Gewitter, was die Piste schlagartig in eine Tortur verwandelt. Wir finden Unterschlupf an einer katholischen Mission, deren Nonnen von der Situation noch mehr überrascht sind als wir. Sie klettern sogar ungläubig in unser Dachzelt.

 


Am nächsten Tag füllen wir noch unsere Vorräte auf dem Markt in Djougou bevor wir eine sehr angenehme Nacht im Numi Camp im Norden verbringen. Der Eigentümer Alfred ist deutscher und hat nahezu sein ganzes Leben in der Entwicklungshilfe in Togo und Benin gearbeitet. Wir bekommen dadurch einen sehr tiefen Einblick in die vergangenen und aktuellen Projekte Deutschlands in der Region. Außerdem bietet sein Camp den optimalen Ausgangspunkt um unser eigentliches Ziel, den Pendjari Nationalpark zu besuchen.


Das erste wilde Tier haben wir schon in Form einer riesigen Schnecke bei ihm entdeckt. Die darauf folgenden Antilopen im Park lassen nicht lange auf sich warten. Der Park ist wohl einer der letzten die es Overlandern noch ermöglichen selber ohne Guide durch den Park zu fahren. Obendrauf dürfen wir auch noch im Park, zumindest an zwei Stellen, frei kampieren. Nachteilig ist natürlich, dass wir keinen Einheimischen dabei haben, der weiß wo welches Tier in dem 275.500 ha großen Gelände zu finden ist. Außerdem sind wir in der Regenzeit hier, wodurch das Grass bereits hoch steht und die Tiere sich nicht mehr regelmäßig zu ihren Wasserstellen zurück bewegen.


Dennoch dauert es nicht lange bis unser Weg von Antilopen, Wasserbüffeln und Schimpansen gekreuzt wird. Auch unzählige Vogelarten gilt es im Park zu entdecken. Wir finden schnell Adler und bunte Papageien sowie Helm-Vögel. Als Highlight wollten wir natürlich endlich Elefanten sehen – und auch dies gelang uns wenngleich in gewisser Entfernung. Jenni hat sich anschließend auf unseren Ausguck auf das Dachzelt begeben um weitere aufzustöbern.


Das kampieren im Park stellte für uns eine besondere Herausforderung dar. Zum einen waren die beiden Stellplätze kaum ausgewiesen und durch den ganzen Regen und Sumpf auch noch sehr schwer zu erreichen. Des Weiteren ist man permanent umgeben von wilden Tieren. Den ersten Abend haben wir quasi direkt neben Hippos geschlafen, die verdammt laut sein können. Bei Einbruch der Dunkelheit konnten wir noch gerade so in 50 m Entfernung einen ausgewachsenen Löwen entdecken. Unser Lagerfeuer war zwar groß, aber wir haben uns dann doch sicherheitshalber ins Auto verzogen. Danach haben wir abends immer noch größere Lagerfeuer gemacht, und glimmende Balken an die andere Seite des Autos gelegt. Es gab ja schließlich auch noch Krokodile im angrenzenden Fluss und Leoparden im Park…